medianotes.com Première in Frankfurt am Main: The decision of the Italian conductor Paolo Carignani was right to choose Wagner's romantic, in 1843 at Dresden (Germany) for the first time performed opera 'Der fliegende Holländer' (The Flying Dutchman) as his first new production in his function as General Music Director of the Frankfurt Opera House. The audience of the first night paid great applause on October 2, 1999. Paolo Carignani as musical and Anthony Pilavachi as stage director had chosen the version of 1860 with a salvation-end to the sound of a harp, as the whole production stands in the field of tension between curse, death, longing and salvation. Regarding this point Pilavachi had explained before the first night in agreement with the conductor, "It is not a traditional production, but it is an attempt to bring back on stage the origin of Wagner's thoughts, to reveal the subtleties and the genius of Wagner's music. Doing this we want to emphasize the Italian, the Belcanto-aspect of this opera." They succeeded in this aim. Under the baton of Paolo Carignani developed the whole richness of colors and melodies in Wagner's work. The settings are abstract-realistic like the story is a mixing of the real and the supernatural and they create a tightly packed, ghostly atmosphere. It was the ghost story, which especially fascinated stage director Anthony Pilavachi about Wagner's opera and this fascination spread to the spectators. Visually the gloomy element develops especially when the Flying Dutchman appears for the first time and the lateral parts of the stage shaped in the form of side walls of ship move onto the stage. They give the impression as the whole events would be caught from now on in a ship's belly. These side walls will vanish again in the moment of salvation in the last scene. Even if the general mood is gloomy and threatening, it owns the music and the idea of salvation following as well cheerful and merry elements. The lightning (Olaf Winter) and the settings (Dieter Richter) form an effective whole. Jutta Delorme created costumes full of lovely details, especially the one of the Flying Dutchman, which is of the 16th century, the time, when he should have lived. Bernd Weikl, who has given this part in many places including Bayreuth and Vienna, is in voice and appearance an imposing embodiment of the title role. His powerful and still sensible baritone mirrors longing and desperation, hope and joy. Eva Johansson gives a dramatic-yearning Senta, who gets well along with the jumps from the depths to the heights in the score. Andreas Macco as her father Daland reminds more about a nobleman than a Norwegian ship's captain, but his 'Belcanto'-bass captivates. The tenor parts are represented by John Horton Murray as Erik and Hans-Jürgen Lazar and Peter Marsh respectively as the helmsman. A great part in the success of Wagner's opera have the choir and the orchestra of the Frankfurt Opera, which find precisely their entries. Important are also the by the conductor well kept breaks in the score. They create and push the tension. When the singers and orchestra fell silent in those breaks, the auditorium of the first night was full of breathless silence. Nobody wanted to miss the next tone. Opera Frankfurt (am Main), Premiere, October 2, 1999 Copyright for Text & Layout ©1998-2001 Birgit Popp
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Wie gruselig ist nun Pilavachis "Flying Dutchman"? Nach der Ouvertüre, vom neuen Frankfurter Generalmusikdirektor Paolo Carignani und dem Opernorchester schneidig angegangenen, dann aber wenig plastisch in den Kontrasten weitergeführt, blickt man auf eine glatte Plankenfläche, die an hohen, dünnen Seilen hängt. Hinten wellt sich eine zerfranste zweite Fläche empor. Dazwischen schleppen Dalands Matrosen das Gerippe eines Kahns mit dem Kapitän als Galionsfigur ins Blickfeld. Daland trägt als Einziger eine rote Schwimweste: Der Chef darf nicht untergehen, denn er trägt seinen Metallkoffer mit Wertsachen bei sich. Was ist ein Matrosenleben gegen einen Geldsack. Als die Männer einmal gierig auf den Kofferinhalt stieren, verscheucht sie Daland mit einer Pistole. Rauhe Sitten im alten Norwegen. Fast wie heutzutage bei uns! GERHARD ROHDE |
Dieter Richter gelingen große Bühnenbilder. Er versteht es, die so oft in Beliebigkeit abgleitende Designer-Ästhetik der Neunziger mit intelligenten Szenen-Räumen zu verbinden. Man tut sicher recht, die bezwingende Lösung des ersten szenischen Angelpunkts im Fliegenden Holländer vor allem ihm gutzuschreiben. Neben Dalands Boot kommt kein zweites auf die Bühne, vielmehr schließen sich im Traum von seiner Mannschaft die gigantischen Hälften des Holländer-Schiffs um die gesamte Szenerie. Am Ende des Holländer-Monologs singt dann auch anstelle von dessen unerlösten Mannen die Daland-Mannschaft "Ew’ge Vernichtung, nimm uns auf." Eine interessante Idee, denn hier werden Ebenen vertauscht, und es ergibt sich daraus vielleicht eine neue Perspektive. CHRISTOPH SCHWANDT |
In Frankfurt hingegen ersinnt Anthony Pilavachi eine ebenso kluge wie elegante Lösung des Schlußproblems: Ruhigen Schritts läßt er das Paar, das dem Publikum den Rücken zugekehrt hat, durch eine transparente Drehtür schreiten - entrückt, hinein in eine Art gelobten, blau leuchtenden Landes. Zwei, die schon immer füreinander bestimmt waren und sich nun gefunden haben. Die Bühne geweitet, da ist nichts, was den Blick auf die erhabene Szene verstellt. Es ist nicht zuletzt diese Konzentration auf zentrale Handlungs-Achsen, die aus Wagners "Fliegendem Holländer" in Frankfurt ein erstklassiges Opernerlebnis macht. Dieter Richters Einrichtung nutzt die enormen räumlichen Möglichkeiten dieser (zugegeben begünstigten) Spielstätte, ohne sich deswegen gleich in zeitgeistigen High-Tech-Firlefanz zu versteigen: Ihm reichen zwei gut und gerne zehn Meter hohe und mit Stahlträgern besetzte Seitenwände, die die Geschichte sinnreich in einen mächtigen Schiffsbauch verlagern. Dank Hydraulik läßt sich dieser Riesenrumpf weiten und verengen; auch die um die Mittelachse drehbare Bühnenrückwand gestattet reibungslose Ortswechsel. Johannes Bolwin |
Zusammen mit Regisseur Anthony Pilavachi, Bühnenbildner Dieter Richter und Kostümbildnerin Jutta Delorme, also dem jüngst stark beachteten Berliner Daphne-Team, gelang dem neuen Musikchef Carignani eine Produktion mit unverwechselbar klarem Profil - auch mit Hilfe von so Bayreuth-erfahrenen Protagonisten wie Eva Johansson und Bernd Weikl als Senta und Holländer. Auf ihnen beiden ruht Pilavachis entmystifizierte Erzählung vom inneren Erleben zweier Selbstmordkandidaten, die jeweils ins Bild des anderen verliebt sind wie in ihr eigenes Spiegelbild. Von Wagnerscher Erlösungsakrobatik, pathetischem Absprung vom Felsenriff und krachendem Schiffsuntergang keine Spur. Die finale "Apotheose" vielmehr vollzieht sich überraschend leise, als gemeinsames Durchschreiten einer Spiegeltür, eben jener Drehtür, wo sie bei ihrer ersten Begegnung aneinander vorbeischritten: Jeder blind für den andern.... Dieses Frankfurter Gespensterstück - in den milderen Farben von Wagners späterer Umarbeitung dirigiert - demonstriert die Schreckensgestalten, die im Innern der Seele wohnen, jene Strindbergschen Abgründe, die Wagner teils vorweg nimmt, ohne schon an den spätbürgerlichen "Totentanz" zu denken. Heinz-Harald Löhlein |
Ein befriedigender Saisonstart und viel Jubel um Chefdirigent Paolo Carignani, das Museumsorchester, Chor und Starsolisten: Richard Wagners Fliegender Holländer erfüllte zur Premiere am Samstagabend an der Frankfurter Oper viele Erwartungen. Von Regisseur Anthony Pilavachi, ein Zypriote mit irischem Pass, in kompakter Kulisse, aber ohne spektakuläre Zutaten als zeitlos-düstere Ballade um Menschen und Magie angelegt und auch mit ironischen Randnotizen versehen, war’s vor allem die enervierende, mal zart insistierende, mal stürmisch auftrumpfende musikalische Diktion des Italieners Carignani, die abendfüllend fesselte. Ohne Pause durchgezogen, schien das Publikum wie gebannt von dem Geschehen. […] Knappes Fazit: eine moderat angerichtete Gespenstergeschichte mit historischen Bezügen, aktuellen Anmerkungen und musikalisch hochbrisant. In Frankfurt allemal spannend. KLAUS ACKERMANN |
Exzellente sängerische Leistungen, ein glänzend disponiertes Orchester, eine zurückhaltende und dennoch mit Überraschungen aufwartende Inszenierung: Gestern Abend hat Der fliegende Holländer unter der musikalischen Leitung von Paolo Carignani dem Frankfurter Premierenpublikum einen rundum gelungenen Auftakt der neuen Musiktheater-Saison beschert. Regisseur Anthony Pilavachi verleugnet nicht die Gegenwart und spielt mit der modernen Bühnentechnik. Carignani, der das Opus über den ruhelos die See durchirrenden Holländer für die "italienischste Oper" des deutschen Komponisten hält, hat sich der Partitur behutsam, ja: geradezu zärtlich genähert. Transparent, fast elegant wirkt diese "Holländer"-Interpretation. MICHAEL HIERHOLZER |
1200 Opernbesucher saßen begeistert auf ihren Stühlen: Im Orchestergraben befreite ein hemmungslos optimistischer Sunnyboy Wagners Schauerballade vom Fliegenden Holländer von allen nordischen Nebeln. Der neue Generalmusikdirektor Paolo Carignani (37) – in Frankfurt schon vor dem ersten Takt wie ein Opern-Messias begrüßt. Auf der Bühne Seelen-Striptease vom Feinsten, radikal gereinigt (Regie: Anthony Pilavachi) von aller Grübelei." Werner Kirchner |