Darmstädter Echo
26.6.2004

Premiere an diesem Samstag (26.) im Großen Haus
Aus Liebe zum Theater

Ausblick: Friedrich Meyer-Oertel inszeniert zum Abschied als Operndirektor Prokofjews „Liebe zu den drei Orangen" im Staatstheater

DARMSTADT. Wie kann man’s dem Publikum recht machen? Das fragen sich auch heute viele Theaterleiter. Die einen wollen Tragisches, die anderen mehr Lyrisches, wieder andere Komisches und anderes mehr. Genau hier setzt Sergej Prokofjews 1921 in Chicago uraufgeführte Oper „Die Liebe zu den drei Orangen" nach Carlo Gozzis gleichnamigem Märchenspiel ein – in Form eines Prologs über Inhalte und Sinn des Theaters. Eine endlose Diskussion. Schließlich wird ein Spaß für alle angekündigt, eben „Die Liebe zu den drei Orangen". Im Mittelpunkt steht ein Prinz, der von einer eigenartigen Krankheit geplagt wird: er kann nicht lachen. Dann aber muss er doch noch lachen: aus Schadenfreude, als die Hexe Fata Morgana ins Stolpern gerät und hinfällt. Die rächt sich an dem Prinzen, dem sie in den Kopf setzt, sich ausgerechnet in drei Orangen zu verlieben. In der dritten Frucht findet er zu guter Letzt sein Glück: Prinzessin Ninette, die er nach mancherlei Intrigen heiraten kann.

Warum hat der Darmstädter Operndirektor Friedrich Meyer-Oertel dieses Stück zu seinem Abschied ausgewählt? „Ich liebe dieses Stück", erklärt er. Schon dreimal habe er es inszeniert: in Bonn, Mannheim und Wuppertal. Es sei ein intelligent gemachtes, verspieltes, komödiantisches Stück, es enthalte viel „Blödsinn und Quatsch", aber auch ebensoviel Hintersinn. Ein köstlicher Spaß über das Theater aus Liebe zum Theater. Denn der Prinz ist im Grunde erkrankt an schlechter Poesie und an schlechtem Theater, deshalb sei ihm das Lachen vergangen, erläutert der Regisseur. Dazu hat der Komponist eine witzige, skurrile, parodistische und manchmal groteske Musiksprache gefunden.

In der nun wegen des Umbaus verkürzten Spielzeit könne das Werk laut Meyer-Oertel nur vier Mal aufgeführt werden, daher hätte die Theaterleitung eine kostengünstige Inszenierung gewünscht. Dem versucht der Regisseur nachzukommen und lässt das Stück im Großen Haus im Konzertaufbau mit den speziellen akustischen Wänden spielen. Für Meyer-Oertel eine willkommene Gelegenheit: „Ich habe schon lange darüber nachgedacht, was ich in diesem Konzertaufbau spielen kann". Nach Bedarf können dann einzelne Wandsegmente herausgelöst werden.

Bei einem Stück über das Theater liege es ja auch nahe, wie Meyer-Oertel meint, auf den Fundus zurückzugreifen. So sitzt der Chor, der ja auch die Zuschauer vertritt und kommentierend in das Werk eingreift, auf Stühlen aus dem Fundus und ist mit Kostümen aus dem Fundus eingekleidet. Die Hauptdarsteller, die Solisten tragen hingegen neue Kostüme, die Lioba Winterhalder entworfen hat. Diese Kostümbildnerin hat übrigens schon mehrfach in Darmstadt auf ihre fantasievollen Kleider-Kreationen aufmerksam gemacht, etwa in Händels „Alcina" oder Humperdincks „Hänsel und Gretel". Eine ausgefeilte Lichtregie wird ein Übriges tun und der Oper zu ihrem Glanz verhelfen. Für Meyer-Oertel sei seine letzte Inszenierung als Operndirektor des Staatstheaters, sagt er in einem Gespräch, auch so etwas wie eine Hommage an das Darmstädter Haus. (hz)