Ein überschätzter Held Händels "Alessandro" in konzertanter Aufführung In Schloss Engers und bei den Potsdamer Musikfestspielen war Alessandro (Alexanderszenen), das 1726 in London entstandene Dramma per musica in drei Akten von Georg Friedrich Händel, bereits zu erleben. Mainzer Premiere ist am Sonntag, 31. Oktober, in der Steinhalle des Landesmuseums. Dann allerdings in konzertanter Aufführung der Kammerfassung. Von Bernd Funke Alan Curtis und Staatstheater-Intendant Georges Delnon zeichnen für die Neufassung verantwortlich. Die Koproduktion der Villa Musica, der Stiftung der Landesregierung Rheinland-Pfalz, des Staatstheaters Mainz und der Potsdamer Musikfestspiele wird auf völlig neuer Spielstätte, der Steinhalle des Landesmuseums, aufgeführt. Der Ort hat inzwischen "Musiktradition". Nicht nur wegen des besonderen Flairs inmitten antiker Relikte, sondern auch ob seiner hervorragenden Akustik. PremierenfieberDie musikalische Leitung hat Michael Milard, der bereits sein Gespür für barocke Musik bei seinen Vivaldi-Konzerten bewiesen hat. Mitglieder des Philharmonischen Orchesters des Staatstheaters werden (anders als in Engers und in der Orangerie von Schloss Sanssoucis) auf neuen Instrumenten spielen und, so Georges Delnon, "für ein anderes Hör-Erlebnis in ganz anderer Atmosphäre" sorgen. Kein Held der Antike hat Händel so nachhaltig fasziniert wie Alexander der Große. In "Alessandro" entwarf er "ein ironisch-respektloses Bild des Mazedonen, der sich als Krieger und Liebhaber gründlich überschätzt". In ihrer Neufassung als Kammeroper haben Curtis und Delnon Redundanzen der Originalpartitur beseitigt und konzentrieren sich auf die fünf Hauptfiguren. War das eineinhalbstündige Werk in orchestralen und szenischen Dimensionen auf den Dianasaal des Barockschlosses Engers zugeschnitten, so erleben die Mainzer Besucher eine auf fünf Solostimmen reduzierte Fassung. "Ein Erlebnis für Opernfreunde und junge Besucher", prognostiziert Delnon. Delnon, Gründer des Jungen Ensembles und Dozent am Uni-Fachbereich Musik, kennt die jungen Künstler, mit denen das Staatstheater teilweise schon mehrere Inszenierungen erfolgreich bestritten hat. "Beste Gelegenheit für Agenten", sieht Delnon im Besuch von "Alessandro", weiß, dass die Sängerinnen und Sänger "bereit sind, ins Engagement zu gehen". | |