Arabella im Staatstheater Saarbrücken Am 26. Februar hatte die Richard Strauß-Oper "Arabella" im Staatstheater Saarbrücken Premiere - ein Stück im Übergang zwischen 19. Jahrhundert und Moderne. Generalintendant Schildknecht hat die Oper als solides Regiehandwerk inszeniert.
Die Oper "Arabella" handelt von Übergängen. Sie spielt in einer Zeit, in der wahre Männer noch nach dem Säbel rufen, wenn ihre Ehre gekränkt ist - und den Adjutanten dann aber mit einer zerstreuten Handbewegung wieder wegschicken: Das ist auch keine Lösung... Die alten Werte gelten nur noch symbolisch, und die neuen Regeln sind noch nicht ganz Kraft.
Musikalische Kontraste Auch Arabella, die schöne Tochter des bankrotten Spielers Waldner, ist in solch einer Übergangsphase - im Verlauf der Oper wird sie, wie man so schön sagt, vom Mädchen zur Frau. Bis dahin aber gerät noch so ei-niges ins Rutschen, wie auf einem Schiff bei schwerem Seegang. Die-ses Schlingern hat Richard Strauß wie kein Zweiter in Musik übersetzt: Hier noch ein Fetzen einer seligen Melodie, schon kracht dort ein disso-nanter Akkord hinein; da noch kreuzbraves 19. Jahrhundert, dort schon die überdehnten Intervalle der Moderne - und im Hintergrund dreht sich immer irgendwo ein letzter Walzer. Eine spannende Sache, dieses Fluk-tuieren hörbar zu machen - eine Frage von Vorder- und Hintergrund, von Fokussierung. Leonid Grin und dem Opernorchester des Staatstheaters ist es leider nicht gelungen. Viel zu laut und vordergründig dröhnte die Musik aus dem Orchestergraben. Alles gleichwertig herausgeblasen und -gegeigt, als gäbe es da kein Geschiebe und Geziehe zwischen der alten und der neuen Welt. Und als gäbe es auf der Bühne keine Sänger, denen man zuhören wollte. Sehr gute Stimmen, vom Orchester überdeckt Da ist zum Beispiel die Sopranistin Elizabeth Wiles mit einer Stimme wie ein Sonnenstrahl an einem Frühlingstag - in der neunten Reihe kaum noch zu hören bei diesem Lärm. Oder Patrick Simper mit seinem Baß, der schwarz ist wie ein Ofenrohr: Allzu oft wurde er einfach zugedeckt von der Mannschaft unter der Bühne. Der arme Stefan Vinke hat seinen Tenor schon gleich beim Arzt abgegeben und hat nur stumm seine Rolle spielen können. Noch am Premierenmorgen mußte daher eine Synchronstimme für ihn gefunden werden, ein Sänger also, der von der Seite singt, während der andere auf der Bühne agiert. Es traf den jungen Tenor Marko Kathol aus Chemnitz, und er hat seine Sache sehr gut gemacht.
Stimmgewaltige Solisten Richtig überragend aber waren zwei Stimmen an diesem Abend: die von Barbara Gilbert in der Rolle der Arabella und allen voran die ihres Büh-nenbräutigams Mandryka, im richtigen Leben Heiko Trinsinger. Solide Regiearbeit Inszeniert hat der Hausherr selbst, Kurt-Josef Schildknecht, der Generalintendant. Solides Regiehandwerk: Was man sehen muß, kriegt man gezeigt, die Personen, die Konflikte, die Lösungen - alles durchdacht und glaubhaft umgesetzt. Und doch: Es fehlt etwas. Das Rutschen, der Seegang, das Fluktuieren zwischen hier und dort, gestern und morgen. Schildknecht hält sich eher am Gestern fest - und als Intendant hat er damit auch vollkommen Recht. Denn was dem Theater in der Zukunft droht, ist alles andere als beruhigend. Aber als Künstler hätte er sich schon ein bißchen mehr ins Ungewisse wagen können. Das Stück wäre dadurch vielleicht im Heute angekommen. Ein Beitrag von Sven Rech |