Maurizio Barbacini dirigiert "Viaggio a Reims" Premiere morgen in der Oper Frankfurt "Sparkling" nennt der italienische Dirigent Maurizio Barbacini Rossinis Musik, speziell in "Il viaggio a Reims". Ebenso funkelnd und sprühend gibt er sich im Gespräch mit dieser Zeitung, als habe ihn der Meister aus Pesaro angesteckt. Doch Vorsicht: Was bei Rossini vordergründig so griffig, eingängig, scheinbar so einfach klingt, hat es gefährlich in sich. Diese Erfahrung macht Barbacini, der in seiner Laufbahn schon viel Rossini dirigiert hat, gerade wieder in der Frankfurter Oper: Rossinis Musik ist verflixt sensibel im Detail von Artikulation, Dynamik, Farbe, Instrumentation, Agogik. Nur ein bißchen zuviel oder zuwenig Tempo - und schon ist alles verdorben. Erst wenn alle Komponenten im jederzeit durch Kleinigkeiten störbaren Gleichgewicht sind, entsteht jene "einzigartig magische Atmosphäre", die Barbacini an seinem Landsmann so bewundert. Doch harte Arbeit ist nötig für diese paar Momente, in denen alles zusammenstimmt und noch das leiseste Pianissimo so prickelnd aufgeladen ist und so sonor klingt, als seien die herrlichsten Verdi-Kantilenen darin konzentriert. Trotzdem ist es etwas anderes, ob ein Dirigent in Verdis Melos badet und dabei dem Orchester sozusagen mit Bizeps einen breiten Strich vorgibt oder Rossinis lange Noten, die immer kurze Noten in unterschiedlichen Artikulationsarten sind, springen und federn läßt. Barbacini führt beide Möglichkeiten mitten im Gespräch vor, als choreographiere er die Partituren mit Körper und lebhaftem, beredtem Mienenspiel. "Man braucht für ,Viaggio' äußerst gute Sänger", weiß Barbacini, der "Die Reise nach Reims" schon 2003 in Helsinki in einer Inszenierung von Dario Fo dirigiert hat. Er ist glücklich, in Frankfurt für diese Virtuosenoper die nötigen 14 Bravourkehlen gefunden zu haben. Er kann das beurteilen, denn er begann seine Karriere als Tenor, studierte aber auch Klavier (in Verona), Violine und Komposition am Mailänder Konservatorium Giuseppe Verdi. Barbacini zählt einen ganzen Stapel Rollen auf, die er sang - darunter Mozarts "Zauberflöten"-Tamino in Turin und an der Pariser Bastille-Oper. Dirigieren lernte er privat bei Franco Ferrara in Siena und vor allem bei Nello Santi in Zürich. Santi, der ebenfalls als Sänger begann, wurde für Barbacini zum karrierefördernden "geistigen Vater". Dank Santis Hilfe debütierte Barbacini mit Verdis "Maskenball" in Reykjavik. Von da aus startete er, so drückt er es aus, eine Blitzkarriere in einem einzigen "Wumm". Beim Aufzählen der Opern und der internationalen Aufführungsorte gerät der ständige Gastdirigent der Opera Company of Philadelphia und der Finnischen Nationaloper fast in ein Presto-Furioso a la Rossini. In Frankfurt hat er bisher Wiederaufnahmen von Donizettis "L'elisir d'amore" und Puccinis "Manon Lescaut" dirigiert. Die Premiere von "Viaggio a Reims" morgen um 18 Uhr ist demnach seine erste Frankfurter Premiere. Barbacini, dessen Zwillingsbruder Paolo ebenfalls professioneller Tenor ist und seine Karriere weiterverfolgt, singt als Dirigent eigentlich nur noch während der Proben, um seinen Sängern Einzelheiten zu erläutern. Zwei Berufssänger in einem Regieteam - das ist äußerst selten, kommt aber Rossinis Sängeroper par excellence zugute. Barbacini wie Dale Duesing wissen aus Erfahrung genau, was sie den Sängern abverlangen können und wo sie zurückstecken müssen, um die Sänger nicht übermäßig zu strapazieren. Entsprechend ideal erscheint dem Dirigenten die Zusammenarbeit mit Duesing: gegenseitige Harmonie als Voraussetzung für das - gerade bei Rossini - heikle Gleichgewicht des Klangs. ELLEN KOHLHAAS | |
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Belcanto-Komik im Kurort Von Birgit Popp Gioacchino Rossini (1792–1868) hat mit seiner aus Anlass der Krönung des französischen Königs Karl X. geschriebenen BelcantoOper "Il viaggio a Reims" (Die Reise nach Reims) ein Feuerwerk an Stimmen entfacht: 15 Solisten, davon zehn Hauptpartien, können mit ihrem Stimmpotenzial in höchster Form glänzen. Eine wahre Festoper! Für die Uraufführung am 19. Juni 1825 am Théâtre Italien in Paris konnte Rossini als damaliger künstlerischer Leiter des Hauses auf ein volles Budget für die Uraufführung und auf die zehn besten Sänger seiner Zeit zurückgreifen. Zu Rossinis Lebzeiten gab es jedoch nur vier Aufführungen der von ihm autorisierten Fassung, danach verbot der Komponist weitere Aufführungen der Oper und verwandte große Teile von ihr in seinem 1828 uraufgeführten Werk "Le Comte Ory", seiner vorletzten Oper, bevor er sich vor allem der Komposition sakraler Musik und von Kantaten zuwandte. Erst in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts erfolgte eine mühevolle Rekonstruierung der Oper aus zahlreichen Quellen, die in verschiedenen Bibliotheken in Paris, Rom und Wien zu finden waren. Die Rekonstruktion ist zu einem Großteil der Arbeit von Philip Gosset zu verdanken, der Aufführungserfolg nach mehr als hundertjähriger Bühnenabstinenz Claudio Abbado. Der italienische Dirigent leitete die als strahlende Wiedergeburt in die Operngeschichte eingegangene Produktion 1984 beim Rossini-Festival in Pesaro und später an der Mailänder Scala und der Wiener Staatsoper. In ihrer Virtuosität und Melodienvielfalt gilt "Il viaggio a Reims" als einer der unumstrittenen Höhepunkte der mit Rossini zu Ende gehenden Belcanto-Ära. So stellte Claudio Abbado bereits bei seiner Arbeit in Pesaro fest: "‚Il viaggio a Reims‘ ist ein Werk von höchstem stilistischem Niveau und einer besonderen Lebenskomik, eine Oper von Rossini, die seiner ‚Cenerentola‘ oder seinem ‚Barbiere‘ gleichzusetzen ist." Der Inhalt ist schnell erzählt und reflektiert auch die heutige globalisierte, mehr oder weniger gelangweilte Unterhaltungs- und Reisegesellschaft : Im Hotel "Zur Goldenen Lilie" im Kurort Plombières bereiten sich die illustren, aus zahlreichen Nationen stammenden, vom Kuralltag gelangweilten Badegäste auf die Abreise nach Reims zur Krönung des Königs am folgenden Tag vor. Als die benötigten Kutschpferde nicht eintreffen, vergnügen sich die verhinderten Reisenden, die stellvertretend für die europäischen Adelshäuser ihre Ovationen auf den neuen König anstimmen, mit eigenen Liedern und Festessen, bevor sie am folgenden Tag mit der regulären Postkutsche zu den weiteren Feierlichkeiten direkt nach Paris aufbrechen werden. Geschmückt ist die Geschichte noch mit einigen Amouren und Rivalitäten. Neuartig in der eingängigen Musik Rossinis ist die Verwendung von nationalem Kolorit in Form von Nationalhymnen und für die Länder der Protagonisten typischen Melodien. Ein Kunstgriff, der dem Anlass der Oper, der Krönung, huldigte, wenngleich die Darstellung der Gäste einen leicht amüsiert-ironischen Blick auf das Geschehen nicht gänzlich verleugnen kann. Für Dale Duesing, euphorisch gefeiert in Frankfurt unter anderem für seine Interpretationen des Wozzeck , Beckmesser und Prospero in "Un Re in ascolto", ist "Il viaggio a Reims" sein Regiedebüt. Angeregt hatte dies Intendant Bernd Loebe, der den amerikanischen Bariton mit deutsch-italienischer Herkunft bereits aus seiner Zeit am Brüssler Opernhaus kennt. Für Duesing ist das Badehotel in der "Reise nach Reims" ein Spiegelbild unserer Zeit, würden doch auch wir in einem "rasenden Stillstand" verharren . An seiner Seite im Regieteam befinden sich als Bühnenbildner Boris Kudlicka und als Kostümbildnerin Nicky Shaw. Für die musikalische Leitung ist Maurizio Barbacini verantwortlich, der in Frankfurt bisher mit "L’elisir d’amore" und "Manon Lescaut" zu erleben war. | |
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Dale Duesing inszeniert "Il viaggio a Reims" | |
Man nehme 14 Belcantisten, versammele sie auf hermetischem Bühnenraum und verordne ihnen Schöngesang gegen ihre Langeweile - und zu Lust und Frommen des Publikums. In groben Zügen dürfte dies das Rezept für "Il viaggio a Reims" des begnadeten Kochs und Komponisten Gioacchino Rossini sein, der mit seinem 1825 uraufgeführten Dramma giocoso 14 offenbar befreundeten Sängerinnen und Sängern zu Gefallen war, die er mit Bravourarien, Ensembles und einer furiosen finalen Stretta ins rechte Rampenlicht rückte. Eine Gefälligkeit schuldete auch Bariton Dale Duesing dem Frankfurter Opernintendanten Bernd Loebe, der schon vor Jahren gleich mehrmals versucht hatte, den international geschätzten Sänger zu einer Regiearbeit zu überreden. Bei Rossini konnte Duesing dann nicht schon wieder absagen. Zumal ein weiterer Sängerspezialist fürs Dirigierpult verpflichtet wurde: Der Italiener Mauricio Barbacini stammt aus der Nähe von Parma und hat als Tenor schon so manchem Opernschinken zu Glanz verholfen. Ein ausgesprochenes Spezialistenteam ging da also zu Werke - mit ebensolchen Sängern, die das witzige Gelegenheitswerk erst zum abendfüllenden Belcanto-Ereignis machen. Premiere dieser "Reise nach Reims" in italienischer Sprache, aber mit deutschen Übertiteln, ist am Sonntag um 18 Uhr in der Oper Frankfurt. Von Handlung kann man hier eigentlich gar nicht sprechen: Eine exzentrische Reisegesellschaft wartet in einem französischen Kurhotel auf die Bestätigung der Reise nach Reims zur Krönung von Charles X. Doch es gibt keine Kutschpferde mehr - und so beschließen die aus verschiedenen europäischen Ländern zusammengewürfelten Touristen, schon am Vorabend eine Krönungsparty zu feiern. Allein Regisseur Dale Duesing wollte sich mit einer revueartigen Schmonzette nicht begnügen, sondern neben aller Gesangs-Bravour an der Rampe eine Geschichte erzählen. Eine von wohlhabenden Yuppies, die sich während eines ausgelassenen Fests zu 14 zeitlosen Charakteren entwickeln, wie in den unsäglichen Talkshows ihr Intimstes preisgebend. Dabei jongliere die Inszenierung zwischen Kritik und Parodie, sagt der Regisseur, der Allzumenschliches zwar zeigen, aber nicht darüber richten will. Dazu kommt der Tanz als ein weiteres wichtiges Element der Selbstdarstellung. In intensiven Einzelgesprächen hat er seine Solisten eingestimmt, die zur verschworenen Gemeinschaft geworden sind: In der Oper Frankfurt nennt man sie schon "Duesing Family". Weil hier 14 gestandene Opernstars, die sich oftmals nicht nur vor den Kulissen bekriegen, gemeinsam zum Frankfurter Koreaner essen gehen. Dale Duesing entspannt sich dagegen lieber bei den "Meatpackers" nebenan, weil die nicht nur "den besten Margaritha mixen", sondern hier sei die Musik so laut, dass er Rossini schnell aus dem Kopf bekomme. Der Konzertpianist hat übrigens keine Ambitionen, noch dazu als Operndirigent zu reüssieren. Ist Bariton Duesing doch bis 2010 ausgebucht. So singt er demnächst in Wagners "Ring", den Sir Simon Rattle mit den Berliner Philharmonikern bei den Salzburger Festspielen herausbringt. KLAUS ACKERMANN
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"Wir haben hier jedenfalls eine Menge Spaß" |
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Elzbieta Szmytka, Yasu Nakajima und Silvia Tro Santafé (v.l.n.r.) sind Gäste im Ensemble der Oper Frankfurt bei der selten gespielten Rossini-Oper "Il Viaggio a Reims". (FR) | |
Frankfurter Rundschau: Es gibt sicher keine Oper auf der Welt, die internationaler ist als Gioacchino Rossinis "Il Viaggio a Reims": Die elf Protagonisten stehen für elf verschiedene europäische Nationen. Das Besondere hier in Frankfurt ist nun, dass wirklich alle elf Sänger aus verschiedenen Ländern kommen. In welcher Sprache verständigen Sie sich auf der Bühne? Haben wir da ein Stück Babel?Elzbieta Szmytka: Unser Glück ist, dass Regisseur Dale Duesing dreisprachig aufgewachsen ist: mit Deutsch, Englisch und Italienisch. Das deckt so gut wie alles ab. Silvia Tro Santafé: Man findet immer eine Schnittmenge mit den Sprachen. Und Sprachen sind Teil unseres Berufs, schließlich müssen wir wissen, was wir singen. Szmytka: Und sie schaffen Freiheit. Wenn man an ein Haus kommt als Gast und kann sich nicht ausdrücken, entstehen schnell Spannungen. Yasu Nakajima: Was kurios ist: Mit meinem koreanischen Kollegen hier im Rossini-Ensemble kann ich mich nur auf Italienisch unterhalten. Koreanisch und Japanisch haben zwar eine ähnliche Grammatik, sind aber sonst ganz verschieden. Die Sänger und ihre Rollen jetzt bei "Il Viaggio" sind nun nicht eben gut sortiert: Nur der Engländer singt einen Engländer und der Deutsche einen Deutschen, ansonsten geht es querbeet. Ein US-Bariton singt einen spanischen General, die Spanierin Silvia Tro Santafé singt eine polnische Edelfrau, die Polin Elzbieta Szmytka gibt eine Tirolerin. Ist es besser, nicht die eigene Nationalität auf der Bühne darzustellen, um glaubhaft zu sein? Szmytka: Vielleicht heben wir das im Gegenteil eher auf. Denn das ist es ja, was wir gerade mit Europa versuchen: Die scharfen Ränder weicher zu machen, das Trennende aufzuheben. Wir haben McDonalds überall... Tro Santafé: Das ist jetzt aber kein gutes Beispiel! Szmytka: Ich wollte damit nur sagen, dass man überall auf alle möglichen Nationalitäten treffen kann. Europa hat keine Grenzen mehr, es ist wie ein einziges großes Land. Diese Oper lebt aber gerade vom Unterschied der Nationalitäten. Tro Santafé: Zur Zeit Rossinis standen allerdings die Grenzen so weit offen wie nie. Da gab es keine Sicherheitskontrollen wie heute an den Flughäfen. Gerade im kulturellen Zentrum Paris trafen sich alle Nationen des Kontinents - wobei ich natürlich nur von der Aristokratie spreche, schon klar. Aber für sie gehörte es einfach dazu, überall in Europa herumzureisen und verschiedene Sprachen zu sprechen. Das legte erst den Grundstein für ein vereinigtes Europa. Diese europäische Idee zeigte ja auch Rossinis Oper: Alle Nationen wollen gemeinsam zur Krönungsfeier reisen. Nakajima: Schade nur, dass Japan so weit weg war damals. Heute dauert es nur noch zwölf Stunden. Hätte Rossini das gewusst, hätte er sicher auch eine japanische Rolle mit hinein geschrieben. Er komponierte für Don Profondo eine Arie, in der die verschiedenen Sprachen imitiert werden - das wäre sehr gut auch auf Japanisch gegangen! Frau Szmytka, Ihre Kollegin Silvia Tro Santafé stellt auf der Bühne eine polnische Gräfin dar. Gibt sie eine gute Polin ab? Szmytka: Ja, sie macht das fantastisch, den Polonaise-Charakter singt sie mit viel Feuer, so muss es sein. "Alla polacca", was heißt das genau? Szmytka: Wenn ich nicht traurig, aber vielleicht doch etwas melancholisch bin, sagen meine französischen Freunde zu mir: "Tu as ton quart d'heure polonais - Jetzt hast du deine polnische Viertelstunde". Ein gewisser melancholischer Zug ist bei uns sicher dabei, aber auch ein Durchhaltewille, Stolz und eben das Feuer. Frau Tro Santafé, haben Sie Frau Szmytka gefragt, wie man eine rechte Polin wird? Tro Santafé: Nein, nein - wobei ich auch glaube, dass Rossini das nicht wirklich als Charakterbild konkreter Nationalitäten verstanden haben wollte, sondern eher als eine mondäne, weltgewandte Gesellschaft. Die Polin der Oper jedenfalls ist eine ganz französische. Aber es stimmt, Rossini gab ihr eine äußerst feurige Musik - da ich Spanierin bin, ist mir das ja auch nicht ganz fremd. Sie dagegen, Frau Szmytka, hätten hier niemanden fragen können, wie man richtig tirolerisch jodelt. Szmytka: Ach, ich war oft genug in Salzburg, um das zu wissen. Wie ist dieses Jodeln, das Rossini für die Dame aus Tirol vorgesehen hat, denn überhaupt notiert in der Partitur? Szmytka: Es ist eigentlich nur eine Art Volkslied, so richtig jodeln werde ich auch nicht. Man bekommt allenfalls eine Idee davon, von Rossini war das ein wirklich witziger Einfall. Herr Nakajima, einen jodelnden Japaner gab es einmal in der deutschen volkstümlichen Musik... Nakajima: Jodeln? Tro Santafé: Ich glaube, das kennt er nicht. Wie in Innsbruck, das hast du sicher schon einmal gehört. ... japanische Operntenöre aber sind selten in Europa. Wie viele Landsleute unter den Fachkollegen kennen Sie selbst? Nakajima: Getroffen habe ich noch keinen, und ich denke, in Italien, wo ich derzeit lebe, singt gerade keiner außer mir. Allerdings war ich nicht der erste, sondern doch schon der zweite japanische Tenor, der an der Mailänder Scala aufgetreten ist. Für Rossini nun sind Sie Russe. Nakajima: Dieser Russe ist wahnsinnig verliebt und eifersüchtig, und Rossini gab ihm extrem bewegte Arien. Nicht alle Russen sind Verrückte, aber Rossini wollte hier eben einen Verrückten haben. Japaner dagegen: Ruhig, ausgeglichen, ständig meditierend? Nakajima: Na ja, ich zumindest habe noch nie meditiert. Nun hat diese Oper im Grunde keinerlei Handlung. Ist das ein Problem? Nakajima: Alles, was mit Handlung zu tun hat, findet sozusagen außerhalb statt. In der Oper geht es dann nur um Virtuosität. Tro Santafé: Wir haben jedenfalls eine Menge Spaß. Ich glaube nicht, dass da etwas fehlt. Und schließlich gibt es ja auch viele Filme, die ohne echte Handlung auskommen und wo es nur um die Beziehungen der Personen zueinander geht. Vor kurzem hat Dario Fo in Finnland diese Oper mit einer Art politischen Botschaft inszeniert: Dieser König Karl sei wie der italienische Ministerpräsident Berlusconi, sagt er, eben einer, der sich die Gesetze so schneidert wie sie ihm nutzen. Ist in "Il Viaggio a Reims" überhaupt Platz für Botschaften? Szmytka: Nein, das ist kein Stück für eine Message, da müsste man schon lange suchen. Hier in Frankfurt wird es auf jeden Fall ein frischer, großer Spaß. Damit die Leute keine Argumente mehr haben, die sagen, wir wollen nicht in die Oper gehen und dort immer nur weinen. Interview: Stefan Schickhaus [ document info ] Dokument erstellt am 30.11.2004 um 17:24:26 Uhr Erscheinungsdatum 01.12.2004 |
interview Elzbieta Szmytka, Yasu Nakajima und Silvia Tro Santafé (v.l.n.r.) sind Gäste im Ensemble der Oper Frankfurt bei der selten gespielten Rossini-Oper "Il Viaggio a Reims" (Premiere am 5.12., 18 Uhr). Die in Belgien lebende Sopranistin aus Polen, die Altistin aus Spanien und der japanische Tenor mit Wohnsitz Italien stehen hier für die Internationalität, die jedes Opernhaus aufweist, die jedoch diesmal eine besondere Rolle spielt. In der "Reise nach Reims", inszeniert von Dale Duesing, geht es um eine europäische Gesellschaft, die eine Feier zur Krönung König Karls X. ausrichtet - von einer Handlung kann man nicht sprechen, es werden vielmehr Hymnen gesungen, Sprachen imitiert und nationale Eigenheiten vorgeführt. ick |
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