Oper Frankfurt, 16. Februar 2006 "Combattimenti" von Claudio Monteverdi Diese Produktion vereinigt drei Werke Monteverdis: Ausschnitte aus der Marienvesper (1610) sowie Il Combattimento di Tancredi e Clorinda (1624) und die Ballettoper Il Ballo delle Ingrate (1608) in vollständiger Länge. Bei der Marienvesper handelt es sich vielleicht um das bedeutendste sakrale Werk des 17. Jahrhunderts, das den Übergang von der Musik der Renaissance zum Barock aufzeigt. Il Combattimento di Tancredi e Clorinda enstand vierzehn Jahre später als Abendunterhaltung des adligen Publikums in der venezianischen Karnevalszeit. In der Partie eines Erzählers (Testo) mischt sich der dramatische Ton der Madrigale mit der Rezitativ-Form der aufkommenden Oper. Zur Besetzung dieser Neuproduktion der Oper Frankfurt gehören Gäste, Mitglieder des Ensembles, Studierende der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main, der Kinderchor der Oper Frankfurt sowie Mitglieder des Frankfurter Museumsorchesters und Orchester-Gäste mit historischen Instrumenten, bzw. historischer Spielweise. Mit L’Orfeo von Claudio Monteverdi (1567-1643) eröffnete die Oper Frankfurt in der vergangenen Spielzeit einen dreiteiligen Zyklus mit Werken des Italieners, der – in Nachfolge des Künstlerkreises „Florentiner Camerata" – als einer der ersten Opernkomponisten der Musikgeschichte gilt. Publikum und Presse zeigten sich gleichermaßen begeistert. Alle Vorstellungen waren zu 100% ausverkauft, und einer der Kritiker konstatierte: „Monteverdis L’Orfeo ist unbeschadet im Rockzeitalter angelangt." Zudem wurde der Produktion „Barockgesang auf höchstem Niveau" bescheinigt. Nun wird der Zyklus in dieser Saison mit Combattimenti fortgeführt und findet 2006/07 mit Il ritorno d’Ulisse in patria seinen Abschluss. Die musikalische Leitung der drei Produktionen übernimmt GMD Paolo Carignani, alternierend mit Studienleiter Felice Venanzoni. Die szenische Umsetzung liegt bei dem jungen Regisseur David Hermann, einem Schüler von Hans Neuenfels, und seinem Ausstatter Christof Hetzer. Aufführungsort ist jeweils das Bockenheimer Depot. | |
Bald kehrt Odysseus zurück Mit „L’Orfeo" hatte die Frankfurter Oper in der vergangenen Spielzeit einen dreiteiligen Zyklus mit Werken von Claudio Monteverdi, der als einer der ersten Opernkomponisten der Musikgeschichte gilt, im Bockenheimer Depot eröffnet. Der antike Sänger Orpheus wurde damals als Rockstar auf die Bühne gebracht. An derselben Spielstätte wird nun auch die zweite Monteverdi-Produktion unter dem Titel „Combattimenti" aufgeführt. Den Abschluss soll die kleine Reihe dann in der kommenden Spielzeit mit „Il ritorno d’Ulisse in patria" („Rückkehr des Odysseus") finden. Die von dem jungen Regisseur David Hermann, einem Schüler Hans Neuenfels’, und seinem Ausstatter Christof Hetzer gestaltete Inszenierung „Combattimenti" („Kämpfe") vereinigt drei Werke Monteverdis: Ausschnitte aus der „Marienvesper" von 1610 sowie „Il Combattimento di Tancredi e Clorinda" aus dem Jahr 1624 und die Ballettoper „Il Ballo delle Ingrate" von 1608 in voller Länge. Bei der „Marienvesper" handelt es sich um das wohl bedeutendste sakrale Werk des 17. Jahrhunderts, das den Übergang der Musik der Renaissance zum Barock markiert – eine Komposition, die dem Frankfurter Publikum durch einige hervorragende Kirchen-Aufführungen gut bekannt sein dürfte. Seltenheitswert haben dagegen die Ballettoper „Il Ballo" und die Musik von „Il Combattimento", die Monteverdi als Abendunterhaltung des adligen Publikums in der venezianischen Karnevalszeit schrieb. Die Handlung dieser auf einem Tasso-Text basierenden dramatischen Szene schildert den Kampf zwischen dem Kreuzritter Tancred und seiner als Mann verkleideten Geliebten Clorinda. Das Tragische an der Geschichte: Erst als der Ritter Tancred seinen Gegner tödlich verletzt, erkennt er in ihm seine Geliebte, doch Clorinda verzeiht ihm und bittet um die christliche Taufe. Als dritte Person tritt ein Erzähler (Testo) auf, der das Geschehen beobachtet und kommentiert. Neben zahlreichen Frankfurter Ensemblemitgliedern wie Juanita Lascarro, Peter Marsh, Magnus Baldvinsson oder Nathaniel Webster werden auch Gäste, Studenten der Musikhochschule, der Kinderchor der Oper Frankfurt sowie Mitglieder des Museumsorchesters und Musiker mit historischen Instrumenten ihren Beitrag zu dieser Monteverdi-Produktion leisten. Es dirigiert Paolo Carignani. (md) | |
Oper Frankfurt feiert Monteverdi Der Italiener Claudio Monteverdi (1567-1643) steht mit am Anfang der Operngeschichte und aktuell im Mittelpunkt einer Reihe der Oper Frankfurt. Mit "L’Orfeo" nahm diese in der abgelaufenen Spielzeit ihren Anfang, setzt sich in dieser Saison fort mit "Combattimenti" und findet 2006/2007 ihren Abschluss mit "Il Ritorno d’Ulisse in Patria". Unter dem Titel "Combattimenti" vereint die Produktion drei Werke. In Auszügen erklingt die "Marienvesper" (1610), vielleicht das bedeutendste sakrale Werk des 17. Jahrhunderts, das den Übergang von der Musik der Renaissance zu der des Barock markiert. Dazu kommen Ausschnitte aus "Il Combattimento di Tancredi e Clorinda", entstanden 1624 nach einem Text von Torquato Tasso als Abendunterhaltung für adlige Venezianer zur Karnevalszeit. In voller Länge gesellt sich dazu die Ballettoper "Il Ballo delle Ingrate" von 1608. Die musikalische Leitung liegt in den Händen von Paolo Carignani; die szenische Umsetzung besorgt der junge Regisseur David Hermann, Schüler von Hans Neuenfels; für die Ausstattung zeichnet Christof Hetzer verantwortlich. Es singen Juanita Lascarro, Peter Marsh und Christian Dietz, und zwar auf Lateinisch und Italienisch mit deutschen Übertiteln; es tanzen Gail Sharrol Skrela und Tamás Moricz; in weiteren Partien sind Nina Amon, Katharina Magiera, Tamara Weimerich, Magnus Baldvinsson und Nathaniel Webster zu erleben. Das Museumsorchester verstärkt sich um Gäste mit historischen Instrumenten und Fachleute für alte Spielweise, Studenten der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst sind mit von der Partie. Mit dem Kinderchor der Oper Frankfurt arbeitete Apostolos Kallos. (mt) | |
Singen mit natürlichen Schwingungen | |
Frankfurter Rundschau: Dass junge Sänger schon während ihres Studiums regelmäßig auf eine professionelle Opernbühne dürfen, ist in anderen Städten bereits institutionalisiert - "Junges Ensemble" nennt man das zum Beispiel am Staatstheater Mainz. Hinkt die Frankfurter Opernnachwuchsarbeit da etwas hinterher?Christian Dietz: Auch hier hat in letzter Zeit eine verstärkte Zusammenarbeit eingesetzt, wenn auch noch nicht so kontinuierlich wie an anderen Orten. Ich hoffe, dass die Oper Frankfurt davon profitiert - wir Studierende der Hochschule profitieren jedenfalls gewaltig davon. An diesem Projekt Combattimenti jetzt sind neben mir noch zwei weitere Sängerinnen beteiligt, die noch an der Musikhochschule studieren, Tamara Weimerich und Katharina Magiera. Die ersten Kooperationen zwischen Oper und Hochschule gab es vor etwa eineinhalb Jahren mit den "Offenbachiaden", das war auch für mich der Einstieg in das Opernhaus. Da muss man der Frankfurter Oper natürlich danken, für jeden Sänger bedeutet das eine ganz wichtige Erfahrung und bringt auch eine gewisse Publizität. Was genau lernt man denn auf einer realen Opernbühne, das man nicht auch im Studium lernen könnte? Auch im Musikstudium hat man Kontakt zu Regisseuren, doch eine echte Opernsituation kann das nicht ersetzen. Im Grundstudium habe auch ich szenischen Unterricht bekommen, wo man lernt, eine für die Bühne notwendige Körperlichkeit auszubilden. Im Laufe der Zeit wurden die Szenen immer konkreter, man studierte ganze Opernakte ein. Trotzdem, mit einer Produktion wie jetzt dem Monteverdi-Projekt im Bockenheimer Depot ist das nicht zu vergleichen. Die Arbeitsbedingungen sind anders, man ist hier rund acht Wochen intensiv eingebunden, arbeitet ganz komprimiert auf ein Ziel hin, eben die Premiere. Und an der Hochschule lässt sich auch nicht vom Erfahrungsschatz von Kollegen profitieren. Als ich mein allererstes Bühnenengagement hatte, 2001 in Karlsruhe, war auch der Tenor Peter Marsh aus dem Ensemble der Oper Frankfurt dort zu Gast - von ihm habe ich eine Menge gelernt im Umgang mit der Bühne und dem Opernbetrieb. So etwas erweitert einfach den Horizont. Besonders häufig fällt der Name Dietz, wenn es um Musik älteren Datums geht. Die Oper Frankfurt hatte Sie bereits für Monteverdis "Poppea" verpflichtet, gerade erschien der CD-Mitschnitt einer "Marienvesper" unter Joachim Martini mit Ihnen, und beim Projekt, in Frankfurt und Wiesbaden sämtliche Bach-Kantaten aufzuführen, sind Sie regelmäßig beteiligt. Sind Sie bereits spezialisiert auf Alte Musik? Das kann man so nicht sagen. Als Student muss man sein Geld verdienen, und am einfachsten geht das in Gottesdiensten, wo Bach gesungen wird oder auch einmal Haydn und Mozart. Auf diese Weise hat man öfter mit Bach als mit Britten oder Saint-Saëns zu tun und wird als Barocksänger wahrgenommen. Dann erzählt und empfiehlt der eine dem anderen, so rutscht man hinein, das ist der Lauf der Dinge. Wobei ich keinesfalls auf diese Nische festgelegt werden will. Gerade an der Frankfurter Musikhochschule spielt die Alte Musik mit ihrer "historisch informierten Aufführungspraxis" eine erfreulich große Rolle. Dazu fallen einem spontan alte Instrumente und Darmsaiten ein, und man übersieht, dass es auch beim Gesang einen "historisch informierten" Zugriff geben muss. Was hat es damit auf sich? Wie singt man diese Musik stilistisch korrekt? Ich würde sagen: Es geht um ein möglichst natürliches Singen, mit natürlichen, nicht artifiziellen Schwingungen. Der grundsätzliche und völlige Verzicht auf ein Vibrato wäre dagegen unhistorisch. Nun braucht es gerade bei Monteverdi ja doch noch etwas darüber hinaus. Wo zum Beispiel haben Sie diese Technik des Trillerns auf einer Note, den so genannten Bocksgesang gelernt? Auf der Hochschule? Nein. Das habe ich mir selbst beigebracht, durch Hören und Ausprobieren. Der Aufbaustudiengang Alte Musik beginnt erst nach dem Hauptstudium, ich aber habe mit Monteverdi schon früher angefangen. Es wäre wünschenswert, wenn auch schon vor dem Aufbaustudium vielleicht einmal pro Semester die Gesangsstudenten zusammen mit ihren Professoren eine Vorlesung speziell für ihr Fach zum Thema Alte Musik bekommen würden. Nun ist Claudio Monteverdi der Erfinder der Oper. Eine Oper namens "Combattimenti" gibt es von ihm aber nicht. Im Bockenheimer Depot wird das Madrigal "Il Combattimento di Tancredi e Clorinda" erweitert um Musik aus der Marienvesper und dem "Ballo delle Ingrate". Funktioniert das, wird daraus ein großes Ganzes? Ja, das fügt sich, gerade im ersten Teil. Mit Musik aus der Marienvesper wird der Teil der Tancredi-Clorinda-Geschichte erzählt, der vor dem eigentlichen Combattimento stattfindet. Es geht darin um die im Islam aufgewachsene Waise Clorinda und den christlichen Kreuzritter Tancredi, der sich in sie verliebt, aber gegen sie auch kämpft. Der Regisseur David Hermann hat das sehr plausibel zusammengefügt, und das Thema selbst ist ja ohnehin aktuell: Christentum, Islam und ihre Auswüchse. Interview: Stefan Schickhaus [ document info ] Copyright © Frankfurter Rundschau online 2006 Dokument erstellt am 15.02.2006 um 15:48:04 Uhr Erscheinungsdatum 16.02.2006 |
Christian Dietz, Tenor, absolviert an der Frankfurter Hochschule für Musik und Darstellende Kunst den Aufbaustudiengang "Alte Musik". In "Combattimenti", einer Produktion der Oper Frankfurt mit Musik von Monteverdi, singt Dietz den "Testo" - den Erzähler im Zweikampf von Clorinda und Tancredi. Heute, 20 Uhr, hat David Hermanns Inszenierung im Bockenheimer Depot Premiere. Paolo Carignani dirigiert. ick |