Frankfurt Rundschau
6. November 2006

Maximierte Koloratur
Rossinis "La Cenerentola" ist zurück im Frankfurter Spielplan

Jetzt kann man sie in der Oper Frankfurt wieder erleben - Keith Warners bunte Inszenierung von Gioacchino Rossinis La Cenerentola. Die Leutseligkeit der Produktion mit ihren witzigen Requisiten machte sowohl bei den Erwachsenen als auch den zahlreichen Kindern im Publikum Laune. Erstere lachten manchmal, letztere waren erstaunlich ruhig und bei der Sache. Rossinis Koloratur-Mechanik, die 1817 dem alten Aschenbrödel-Stoff zu musiktheatralischem Leben verhalf, wurde von den Frankfurter Sängern ins beste Licht gerückt. Besonders gut waren die Verzierungskünste in der Kehle von Daniele Pini aufgehoben, die mit ihrem nicht zu tief fundierten, aber wohlgerundeten Mezzosopran auch die finalen Spitzentöne ohne Enge traf. Die Schönheit der Tugend und der Reichtum der inneren Werte, der sich bei Rossini in Koloratur-Maximierungen ausdrückt, war ideal besetzt. Die beiden bösen Aschenputtel-Schwestern hatten gut differierende Charakterprofile in Elin Rombo und Tina Hörhold: zwei schönstimmige Sekundantinnen auf der anderen, oberflächlichen und eitlen Seite der Schönheit.

Bei den Männern machte Eric Roberts als schlitzohriger Vater die prägnanteste Figur und war auch im Koloratur-Zirkus herausragend. Tadellose Eindrücke hinterließen Florian Plock (Alidoro), Nathaniel Webster (Dandini) und Gioacchino Lauro LiVigni (Don Ramiro). Johannes Debus bot mit dem souveränen und fein abgestimmten Museumsorchester einen leichten, von klappernden Rossini-Drehwürmern freien Ton, mit dem die Männerstimmen des Opernchors sehr gut harmonierten. usk

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Dokument erstellt am 05.11.2006 um 18:44:06 Uhr
Erscheinungsdatum 06.11.2006

 

Frankfurter Neue Presse
08.11.2006

Aschenputtel hat Glück
Rossinis „La Cenerentola“ wurde am Frankfurter Opernhaus wieder aufgenommen.

Selbstsucht und Hochmut kommen vor dem Fall. Das ist die Botschaft der Geschichte vom Aschenputtel, das von den beiden bösen Stiefschwestern verstoßen wird und schließlich die Zuneigung eines jungen Fürsten erhält. Keith Warners Inszenierung dieser Rossini-Oper von 2004 gehört zu den überzeugendsten Aktivitäten im Frankfurter Opernhaus der vergangenen Jahre.

Mit der Zusammenstellung der Solisten hatte man wiederum eine gute Hand. Die beiden grellen Schwestern in ihren noch grelleren Kostümen wurden von Elin Rombo (Clorinda) und Tina Hörhold (Tisbe) in wirkungsvollem Gegensatz zur Rolle des herzigen Aschenputtels Daniela Pini dargestellt. Der versoffene und vertrottelte Vater Don Magnifico wurde von Eric Roberts vor allem schauspielerisch überzeugend in Szene gesetzt. Jeder Darsteller weiß ja, wie schwer es ist, (nüchtern) glaubwürdig einen Betrunkenen zu spielen. Florian Plock feierte in der Rolle des Drahtziehers Alidoro ein gutes Rollendebüt, Nathaniel Webster (Dandini) und Gioacchini Lauro Livigni (Don Ramiro) vervollständigten dieses homogene Ensemble. Das Museumsorchester wurde von Kapellmeister Johannes Debus prächtig und spritzig geführt. (Ge)