28.03.2003 "Celan"-Premiere im Staatstheater Von Sarah Schmitt "Der Dichter Paul Celan, 1920 in Czernowitz geboren, überlebte den Holocaust im Gegensatz zu seinen Eltern, zerbrach, wie viele seiner Generation, am Überleben und setzte 1970 seinem Leben freiwillig ein Ende", erläutert Gottfried Pilz. Pilz ist verantwortlich für Inszenierung und Ausstattung des Musiktheaters "Celan", das am 29. März im Staatstheater erstmals aufgeführt wird. Celans Lyrik zeigt, dass Dichtung zum Ausdruck des Unaussprechlichen werden kann, wie ja jede Form von Kunst einer subjektiven inneren Notwendigkeit entspringt, Emotionen und Ängste zu transportieren, wo Alltagssprache versagt. "Mich hat vor allem die fast unmögliche Umsetzung einer solchen Lebensgeschichte interessiert. Die Erfahrungen, also die Vergangenheit in der Vergangenheit von Celan, die ich, kombiniert mit der Musik, in die Realität umsetzen wollte", so Pilz. Peter Ruzicka, künstlerischer Leiter der Salzburger Festspiele, und sein Librettist Peter Mussbach skizzierten zunächst Elemente dieses Lebens in sieben fragmentarischen Entwürfen, in Szenen, die sich teilweise mehrmals abspielen, jedoch mit verschiedenem Ausgang. Dabei trifft Celan beispielsweise auf sein personifi-iertes Gewissen oder sein jugendliches Ebenbild. Untergliedert ist die Oper, die mit traditionellen Mitteln sowie auch filmischen Mög-lichkeiten arbeitet, in einen ruhige Teil, der, so Pilz, vor 1945 spielen könnte, einen Mittelteil mit der Annäherung an das Grauen selbst und einen Schlussteil (nach 1945), der mit der Schizophrenie von Celan endet. Ruzickas Musik zeichnet häufig den zerrissenen und von Schuldgefühlen und Angstschüben geprägten Charakter Celans nach, nur selten findet sie lyrische Ruhepunkte. Seine fragmentarisch angelegten Szenen schieben sich wie Traumfetzen ins Bild, das von der im besten Sinne "nervösen" musikalischen Substanz dominiert wird. Ruzicka, 1948 in Düsseldorf geboren, erhielt eine musikalische Ausbildung und studierte außerdem Rechts- und Musikwissenschaft. 1970 traf er Paul Celan kurz vor dessen Tod in Paris. Tief beeindruckt widmete er seitdem einige Komposi-tionen dem Leben und Werk des Dichters. "Celan" ist das erste Musiktheater Ruzickas. "Leider befinden wir uns mit solch einer kriegsbezogenen Thematik in der Aktualität, was zeigt, dass es wichtig ist, dass wir unsere Geschichte überwinden und neonazistische Tendenzen in den Anfängen ersticken," bemerkte Pilz. Und weiter: "Diese spannende Ge-schichte des nicht Loskommens von der Schuld des Überlebens ist für jeden nachvollziehbar, da wir alle einen Weg finden müssen, um mit der Schuld zu leben." Die gemeinsame Opernproduktion der Staatstheater Mainz und Darmstadt wird in Mainz acht Vorstellungen erleben, in Darmstadt zwei. |