Wiederentdeckung einer Mangold-Oper Von Susanne Döring DARMSTADT. Der Darmstädter Komponist Carl Amand Mangold, der von 1848 bis 1869 als Hofmusikdirektor in der Residenzstadt wirkte, war mehr als ein nur aufs Lokale begrenzter Musiker. Deshalb war auch die Wiederaufführung seiner Oper „Tanhäuser" bei den Residenzfestspielen am Sonntag im Darmstädter Schlosshof keineswegs nur Lokalpatriotismus: 160 Jahre nach der Uraufführung ist „Tanhäuser" musikalisch allemal eine Entdeckung. Natürlich kommt beim Namen der Oper, die von 1846 bis 1895 acht Mal in Darmstadt gespielt wurde, die (fast) gleichnamige Oper Richard Wagners ins Gedächtnis. Doch sollte man Vergleiche zwischen den Werken, die nur den gleichen Stoff gemeinsam haben, meiden. Mangolds Textdichter Eduard Duller deutet die Geschichte um Vergebung größter Sünde optimistisch; sein Tanhäuser bleibt am Leben. Dies wird möglich, da der Ritter als Mensch unter Menschen gezeigt wird. Dullers Tanhäuser gerät auf einem Jagdausflug in die Fänge der betörenden Venus. Er verlässt die Göttin jedoch wieder, als er bemerkt, dass diese die Kinder seines Dorfs entführt hat. Gemeinsam mit Innigis, der Tochter des Dienstmanns Eckart, die ihn liebt, und mit den Eltern der Entführten begibt er sich nach Jerusalem, um Gnade zu erlangen und die Kinder zu befreien. Er möchte Absolution vom Patriarchen Urbanus erhalten, erhält aber nur einen verdorrten Stab. Wieder daheim, will er, da er keine Gnade erhalten hat, wie versprochen in den Venusberg zurückkehren. Da blüht der Stab auf, die Kinder werden befreit. Alles endet in einem bombastischen Choral mit anschließendem Halleluja. Musikalisch erweist sich die inhaltlich glatte Oper als gelungenes und gefälliges Amalgam aus klassischen und romantischen Tendenzen. In den Akten durchkomponiert, bietet sie reiche Instrumentierung und eingängige Melodien, ergänzt durch eine Harmonik, die immer wieder überraschende Wendungen erfährt. Gerade hier erwiesen sich die Qualitäten der Solisten. Insbesondere die Frankfurter Sopranistin Andrea Reuter als Innigis bewältigte ihre Partie sauber und mit schlanker Stimme, die auch höchste Stimmlagen leicht verarbeitete. Gleiches gilt für den Darmstädter Tenor Andreas Wagner, dem die Partie des Tanhäuser wie auf den Leib geschnitten schien. Bisweilen nicht klar zu vernehmen war Friedemann Kunders Bass in der Rolle des getreuen Eckart, Katja Bördners zum Mezzo neigender Sopran tat sich mit den Höhen ein wenig schwer. Nicht immer einig waren sich Dirigent Wolfgang Seeliger, Orchester und Solisten in der rhythmischen Abstimmung des frisch einstudierten Werkes. Dennoch überzeugte das Orchester durch den schönen Klang der häufig eingesetzten Bläser und bezaubernde Solopartien in den Streichern. Dankbar erwies sich das Stück auch für den Konzertchor, der das große Klangbild schwungvoll mit sorgfältig einstudierten Partien abrundete. Die trotz des anfänglichen Regens ausharrenden Zuhörer bedankten sich mit anhaltendem Applaus und Bravo-Rufen. |