Machtmikado VON STEFAN SCHICKHAUS In den heutigen Hochburgen an Rhein und Main sind die närrischen Dramaturgien von eher simpler Art, verglichen mit dem, was in der Mitte der 17. Jahrhunderts in Venedig an Karnevalsopern abgehalten wurde. Nehmen wir nur den Argonautenmythos Giasone, komponiert von Francesco Cavalli für die tollen Tage des Jahres 1648: In barocker Länge und Komplexität streiten da Götter um die Wirksamkeit von Amors Macht und zwei Frauen um das wankelmütige Herz Jasons, ein Buckliger stottert sich durch seine Rezitative, ein Mann singt in der Rolle einer alten Amme und in deren Stimmlage, Komik und Tragik werden hart aneinander geschnitten. Dabei war zunächst, als die Oper Frankfurt sich an die Produktion dieser Barockoper machte, aller Karneval denkbar weit weg. Wenige Tagen vor Probenbeginn starb die Regisseurin Anouk Nicklisch, 47 Jahre alt, infolge einer Sepsis. 2004 hatte sie für das Stadttheater Klagenfurt Cavallis Giasone inszeniert, für Frankfurt sollte sie diese Regiearbeit ins Bockenheimer Depot überführen. Das Konzept von Anouk Nicklisch, die wiederholt auch am Staatstheater Mainz aktiv war und sich dort als fachlich höchst stringente, reflektierte und menschlich überaus einnehmende Theaterarbeiterin beliebt gemacht hatte, wurde nun von ihren Mitarbeitern Andrea K. Schlehwein und Roland Aeschlimann den neuen Bedingungen angepasst. Nicht alles konnte dabei letztendliche Antworten liefern, Fragen blieben etwa bei der Führung der Statisterie offen. Doch geriet die Premiere jetzt den Umständen entsprechenden jedenfalls gelungen - die von der Oper Frankfurt überlegte Alternative, die Produktion ganz ausfallen zu lassen, wäre weder im Sinne der Sache noch im Sinne der Regisseurin gewesen. Die ersten Probentage allerdings seien Trauertage gewesen, erinnert sich Opernintendant Bernd Loebe. Alles Ernste wird hier gekonntin Schach gehalten Der Tod spielt auch in Giasone eine Rolle, doch auf zunächst konträre Weise. Dass er nicht kommt, dass Medea ihm nicht den gereichten Dolch in die Brust zu bohren bereit ist, das betrauert, begleitet von einem insistierenden Passacaglia-Bass, König Egeo in einem prächtigen Arioso. Dies ist einer der frühen emotionalen Glanzpunkte dieser Oper, die das Ernste durchaus kennt, das vom Komischen aber stets gekonnt in Schach gehalten wird. Die beiden Sphären werden von der Regie nicht gegeneinander aufgerechnet, es gibt keine Waagschalen, hier der leidende König, dort der Bucklige und die komische Alte. Vielmehr finden auch die tragischen Momente gerne in Bildern des Hypnotisch-Absurden statt, was auch deshalb gelingen kann, weil der Schweizer Bühnenbildner und Nicklisch-Vertraute Roland Aeschlimann einen Würfel als Spielraum kreierte, der so ziemlich den Ansprüchen des "triadischen Balletts" eines Oskar Schlemmer genügen würde. Eine klare kubische Form mit hohem Verwandlungspotenzial bietet eine abgezirkelte Welt, in der die Dreiecksbeziehung zwischen der Zauberin Medea, dem ihr verfallenen Jason und der eigentlichen Jason-Gattin Isifile in allen drei Dimensionen entfaltet werden kann - eine Welt, die mit "dem Heiteren kokettiert, ohne der Groteske zu verfallen, das Konventionelle streift, ohne mit dessen Niederungen zu buhlen", wie einst Schlemmer seine triadische Idee beschrieb. Wie passend auf diesen Frankfurter Giasone. Mit dem Cembalisten Andrea Marcon war hier ein echter Cavalli-Experte zu Gast im Bockenheimer Depot, einige der rund 40 Cavalli-Opern hatte der Musiker aus Venedig bereits realisiert. Zum damals so populären Giasone hat Marcon die Quellenlage neu gesichtet, hat einige Instrumentalsätze des deutschen Cavalli-Schülers Johann Rosenmüller als vitalisierende Bühnenmusik ins Geschehen eingebaut und ein Orchester aus Zinken, Blockflöten, Streichern, Schlagwerk und einem farbigen Continuo-Apparat zusammengestellt. Ganz wesentlich am musikalischen Fluss beteiligt waren dabei die beiden Lautenistinnen Monica Pustilnik und Evangelina Mascardi, die weitgehend frei und ausgesprochen prachtvoll das harmonische Gerüst auskleideten. Ein Stotterer auf demsängerischen Spitzenplatz Extrem homogen, stil- und wirkungssicher agierte im Depot das neunköpfige Solisten-Kollektiv, in dem der Tenor Christian Dietz als stotternder Demo und die furiose, seit vergangenem Jahr im Frankfurter Hausensemble singende Stella Grigorian als Medea vokale Spitzenplätze einnahmen. Stimmschön, wenngleich nicht immer ganz intonationssicher zeigte sich der junge finnische Tenor Jussi Myllys (Egeo), gewohnt souverän Juanita Lascarro als Isifile, mit der Tiefe kein leichtes Spiel hatte der ansonsten klartönende Herkules-Darsteller Soon-Won Kang. Mag sein, dass im Venedig des 17. Jahrhunderts die späte Nachtstunde die authentische Zeit war für eine Karnevalsoper. In Frankfurt allerdings schien man sich etwas verschätzt zu haben, was die Spieldauer und die damit verbundene Anfangszeit angeht. Mitternacht jedenfalls rückt bedenklich nahe, bis sich die Paare im Kubus endlich neu gefunden haben. [ document info ] Dokument erstellt am 22.01.2007 um 16:36:02 Uhr Erscheinungsdatum 23.01.2007 |
Liebe und wie man sie repariert [...] In Giasone bilden Musik und Drama eine geschlossene Einheit, darin folgt Cavalli seinem Lehrer Monteverdi. Die Wirkung, die von diesem "gesungenen Sprechen" ausgeht, ist umso größer, je besser es eine Aufführung versteht, dem Sprechgesang Deutlichkeit, Plastizität und Gliederung zu geben. Die Frankfurter Darbietung versicherte sich zu diesem Zweck der Autorität des italienischen Dirigenten und Cembalisten Andrea Marcon [...]. Was da drei Stunden lang aus dem dreizehnköpfigen Instrumentalensemble an musikalischer Beredtheit und instrumentalem Glanz erklang, kann nur mit Superlativen beschrieben werden. Zu loben auch, dass sich bei den Streichern Mitglieder des Frankfurter Opernorchesters beteiligten – die Musiker unserer Kulturorchester suchen immer stärker auch die Erfahrungen der Spezialensembles für alte Musik für sich zu gewinnen. Die Frankfurter Aufführung wurde kurz vor Probenbeginn von einem schmerzlichen Verlust getroffen: Die Regisseurin Anouk Nicklisch, die ihre Klagenfurter Inszenierung für Frankfurt weiterentwickeln wollte, starb unerwartet. Andrea K. Schlehwein und dem Bühnenbildner Roland Aeschlimann gelang es jedoch überzeugend, die Intentionen der Regisseurin zu realisieren. Aeschlimanns Spiel-Raum, ein großer, nach allen Seiten aufklappbarer Kubus auf der Bühne des Bockenheimer Depots, erwies sich gleichsam als eine Art Hauptakteur: Öffnungen, Durchbrüche, Verschachtelungen – der aktivierte Kubus musizierte optisch mit den Verwicklungen und Verwinkelungen der Handlung mit. Raffiniert auch die eingesetzte Symbolik der Lichtfarben. Zu erleben war außerdem, wie wichtig in der Oper die Führung der Personen ist. Aus den Gesten, Bewegungen, Körperhaltungen der Solisten ergibt sich erst die Beglaubigung des jeweiligen Konzepts. Letzteres folgte hier allein schon aus dem Werk selbst: Der wankelmütige Giasone erscheint in der Gestalt des Sängers Nicola Marchesini als unser Zeitgenosse. Marchesini treibt mit seiner leuchtenden, oft herrlich aufblühenden Counter-Stimme neben den Noten auch die dahinter versteckte moderne Psychologie der Figur hervor. Stella Grigorians Medea und Juanita Lascarros Isifile, beide blendend singend, kontrastieren lebendig die unterschiedlichen Temperamente. Christian Dietz als Demo und Martin Wölfel als Delfa bringen ohne Übertreibungen die Komik oft anrührend heraus. Ein im wahrsten Sinne des Wortes "wunderschöner" Opern-Theaterabend. GERHARD ROHDE |
Den Mythos vom Sockel geholt Von Volker Milch Auch Medea (Stella Grigorian) ist bei Cavalli eine tragikomische Figur. Rittershaus FRANKFURT Der venezianische Karneval muss ein ausgesprochen wirkungsvolles Kollektiv-Aphrodisiakum gewesen sein, und die Lagunenstadt genoss über Jahrhunderte nicht nur an den tollen Tagen den zweifelhaften Ruf, eine Metropole der Wollust zu sein. Von den lockeren Sitten seiner Heimat ließ sich, gut 100 Jahre vor Casanova, der Komponist Francesco Cavalli inspirieren: Der Monteverdi-Schüler präsentiert in seiner Oper "Giasone" das mythische Geschehen um Jason, Medea und den Raub des Goldenen Vlieses ausgesprochen leicht geschürzt, sozusagen als rotzfreche Barock-Operette. Im Gegensatz zu späteren Bearbeitungen des Medea-Stoffes - etwa durch Cherubini - erscheint die Geschichte eher tolldreist als tragisch. Jason genießt bereits diverse Vaterfreuden, aber die Kinder werden trotz heftiger Eifersüchteleien am Leben bleiben. "Amor vincit omnia" heißt die Devise der in ihrer Zeit hochberühmten, überaus erfolgreichen Karnevalsoper, "Amor besiegt alles". Die Qualität dieses Sieges erinnert am Ende jedoch eher an die desillusionierten Partnerschaften in Mozarts "Cosd fan tutte" als an einen wahren Triumph: Zwei Paare, die sich arrangieren. Wenn man so will, handelt es sich um eine zeitlos aktuelle "Story" aus der Frühzeit der Gattung. Schön und verdienstvoll, dass man in Frankfurt immer wieder zu den Wurzeln der Oper zurückgeht. Monteverdis "L´Orfeo" etwa gab es in einer aktualisierenden Interpretation vor zwei Jahren, mit Drogenrausch und rockenden Geistern. Anouk Nicklischs Klagenfurter "Giasone"-Inszenierung von 2004, die nun in der bearbeiteten Fassung des dirigierenden Barock-Experten Andrea Marcon im Bockenheimer Depot revitalisiert wurde, setzt dagegen eher auf zeitlose Ästhetik im abstrakten, subtil ausgeleuchteten Bühnenraum. Der frühe Tod der Regisseurin, die kurz vor Beginn der Frankfurter Proben im Alter von erst 47 Jahren überraschend gestorben war, gab dieser Produktion ein besonderes, berührendes Gewicht als "Vermächtnis". Die Neueinstudierung wurde von Andrea K. Schlehwein und Roland Aeschlimann geleitet. Der Bühnenbildner Aeschlimann dominiert das Geschehen mit einem kubischen Kunstwerk, einem großen, magischen Zauber-Würfel, der sich als Guck-Kasten öffnet, viele geometrische Reize und planetarische Symbolik in Form von konzentrischen Kreisen birgt. Der Kubus ist auch immer wieder Klettergerüst für die Figuren, die den Bühnenraum mit so viel Leben und Witz füllen, dass es während der Spieldauer von dreieinhalb Stunden kaum Durststrecken gibt. Da erscheint zum Beispiel der buffoneske Stotterer Demo (bravourös: Christian Dietz), bei dessen derben Reimereien sich das Publikum den frivolen Teil mit hinzudenken darf. Amor (Elin Rombo) führt mit Mikado-Stäbchen, Charme und verführerischem Sopran Regie, der Countertenor Martin Wölfel gibt als Delfa eine herrliche Travestie-Nummer, und äußerst vielversprechend hört sich der junge Tenor Jussi Myllis in der Partie des Egeo an. Als kraftvoller Counter gibt Nicola Marchesini der Titelpartie des Giasone ansprechendes Format, und Stella Grigorians vollsaftige Medea stiehlt der zum Dauer-Lamento verdammten Isifile (Juanita Lascarro) ziemlich die Show. Zur szenischen Lebendigkeit gesellen sich die starken instrumentalen Reize des Originalklang-Ensembles mit Zink, Laute und Barockgitarre unter Andrea Marcons Leitung: Improvisatorische Freiheiten und aufgelichtete Rezitativ-Begleitung verstärken den Eindruck von Spontaneität und Leichtigkeit in der Bearbeitung des Dirigenten, der die Aufführung vom Cembalo aus leitet. Und Lachsalven aus dem Publikum zeugen davon, dass auch noch gut 350 Jahre nach der Uraufführung von "Giasone" Ironie und Witz von Giacinto Andrea Cicogninis Text ankommen. |
Im Karneval dreht sich die Welt Von Andreas Bomba Die Welt ist ein Würfel. Nach oben offen, für den direkten Weg zu den Göttern. Die Seiten lassen sich nach außen klappen, wie auf einem Fährschiff, oder in Dreieckssegmenten nach innen. Oder aber sie laden, kreisförmig in Ringen ausgeschnitten, zum Spielen ein. Das ist Roland Aeschlimanns im Hintergrund apsisartig gefasste Drehbühne, auf der die über 350 Jahre alte Karnevalsoper „Giasone" von Francesco Cavalli spielt. Fünf Stunden soll sie seinerzeit in Venedig gedauert haben. Im Bockenheimer Depot genügen dreieinhalb. Andrea Marcon, Cembalist und Dirigent, hat nicht nur die Kürzungen vorgenommen, sondern die Musik auch für die Praxis eingerichtet, Geigen, Zinken, Flöten, Trommel und Triangel dazugegeben, das Continuo reichhaltig aufgefächert. Alles dient einem bewegten, kurzweiligen und spannenden Spiel und dazu, die Sänger auf den Musikstil des Monteverdi-Schülers Cavalli einzuschwören: den aus der Sprache geborenen Gesang, voller Affekte wie Trauer und Freude, Kampf und Wut, Zärtlichkeit und Enttäuschung. Rezitative und melodische Abschnitte gehen ineinander über, um den Figuren Gestalt und Charakter zu geben und sie zugleich in einer künstlich abgehobenen, exemplarischen Welt zu zeigen – eben der eines kreisenden, Räume schaffenden Würfels. Giasone (Jason) liebt Medea und Isifile, beide sekundiert durch ihren Hofstaat aus Dienern und Berichterstattern. Auch der Raub des Goldenen Vlieses schafft keine Befreiung, denn Regie führen die Götter, Menschenschicksale wie Mikadostäbchen balancierend. Wer sich bewegt, ist nicht verloren, aber nicht automatisch der Sieger. Immer wieder gewinnt die Geschichte andere Aspekte und Perspektiven. Wie im griechischen Orakel endet sie auch anders als geplant. Keine der beiden Frauen muss um der Liebe willen sterben, es ist eben Karneval, die Musik spielt noch während des Schlussapplauses, man tanzt und singt und feiert. Andrea K. Schlehwein und Roland Aeschlimann haben dieses bunte Spiel nach einer Idee von Anouk Nicklisch mit leichter Hand inszeniert (die Dresdner Regisseurin starb im Herbst 47-jährig an einer Blutvergiftung). Alles ist in Bewegung, und doch gewinnen alle Charaktere Tiefe und Individualität: Stella Grigorians dunkel funkelnde Medea. Juanita Lascarros verführerisch leuchtende Isifile. Der kräftige und naiv-gefühlvolle Giasone des Altisten Nicola Marchesini. Martin Wölfels (ebenfalls ein Altist) tuntige Delfa. Jussi Myllys’ herrischer Egeo. Christian Dietz' komisch stotternder Demo, die erste Buffo-Partie der Operngeschichte. Elin Rombos reine, klare Alinda (in einer Doppelrolle: Amor). Einzig Soon-Won Kang (Herkules und Jupiter) und Florian Plock (Orest) fehlen die abgründigen Töne. Alle spielen und agieren in ständiger Bewegung vorzüglich – es ist das reinste Vergnügen. Unter vielen ausgezeichneten Produktionen der Frankfurter Oper gehört diese zu den besten. Einhelliger Jubel. |
Zickenkrieg und Seitensprünge Der Mythos weiß, wozu Eifersucht führen kann: In der Tragödie des Euripides ermordet Medea bekanntlich aus Rache an ihrem untreuen Gatten Jason die beiden gemeinsamen Kinder. Rache übt Medea auch in der Oper "Giasone" von Francesco Cavalli, allerdings nicht auf blutige, sondern auf amüsante Weise: Da schnappt sich die Betrogene wieder ihren Verlobten Egeus und lässt den Argonautenführer Jason fallen, dem damit nur noch die nicht mehr ganz taufrische Königstochter Isifile bleibt. Francesco Cavalli hat mit "Giasone", Mitte des 17. Jahrhunderts in Venedig uraufgeführt, eine Karnevalsoper komponiert, in der freizügig die mythischen Figuren karikiert und damit auch vermenschlicht werden - durchaus vergleichbar mit den parodistischen Operetten von Jacques Offenbach. Jetzt hat die Oper Frankfurt dieses Werk des Schülers von Claudio Monteverdi neu im Bockenheimer Depot herausgebracht, und zwar in der bearbeiteten Fassung einer Produktion des Stadttheaters Klagenfurt. In deren Zentrum steht ein würfelförmiger Kasten, der sich drehen und öffnen lässt, aus dem sich Ringe zu abstrakten Skulpturen entfalten oder Symbole herausbrechen, an denen die Inszenierung von Anouk Nicklisch ohnehin nicht spart. Neu einstudiert wurde dieser "Giasone" unter anderem von dem Bühnenbildner Roland Aeschlimann; Regisseurin Nicklisch ist, wie berichtet, kurz vor Beginn der Frankfurter Proben im Alter von 47 Jahren gestorben. Bei Cavalli ziehen, ganz typisch für eine frühbarocke Oper, die Götter die Strippen, wobei eingangs ein reizender Amor (Elin Rombo) mit dem höchst infantilen Sonnengott Sole streitet, der von Jussi Myllys mit Säuglingskopf und Steckenpferd gegeben wird (Kostüme: Andrea Aeschlimann). Dies ist ein erstes Beispiel für die fantasievolle Ausstattung, mit der sich barocke Oper ja stets bestens spielen lässt; typisch ist auch, dass wesentliche Momente der Handlung, etwa der Raub des Goldenen Vlieses durch Jason, nur in einem Nebensatz gestreift werden. Da ist der barocke Zickenkrieg zwischen Medea, die von Stella Grigorian höchst entschlossen gespielt wird, und der als Isifile durchaus jugendlich-charmant wirkenden Juanita Lascarro in seiner szenischen Lebhaftigkeit fast schon eine Ausnahme. Dass die mit Pause gut dreieinhalb Stunden dauernde Aufführung dabei weitgehend ohne Spannungsverluste auskommt, ist nicht zuletzt der musikalischen Leitung von Andrea Marcon zu verdanken, der auch die Einrichtung der Partitur für das zwölfköpfige Orchester übernommen hat: Mit Streichern, Zinken, Lauten und allerhand Effektvollem wie Tambourin und Windmaschine klingt das Resultat nicht nur historisch bestens informiert, sondern dank Marcons zupackend straffer, rhythmisch deftiger Musizierweise auch höchst erfrischend. Mögen bei Cavalli auch die Männer nicht allzu gut davonkommen - in Frankfurt sind auch sie treffend besetzt: Soon-Won Kang als nicht besonders cleverer, aber kraftstrotzender Herkules, Christian Dietz als ständig beherzt stotternder Diener Demo sowie der Countertenor Nicola Marchesini in der Titelpartie dieses italienisch gesungenen "Giasone" selbst. Sie mögen amüsieren - vor allem natürlich der Altus Martin Wölfel in der Rolle der ältlichen, liebessehnsüchtigen Amme Delfa. Doch bloßgestellt wird keine dieser Figuren, denen man in ihrer Menschlichkeit daher durchweg sympathisch zugeneigt ist. AXEL ZIBULSKI |
„Giasone" von Francesco Cavalli Musiktheater: Frischer Wind in einem alten Stück – im Bockenheimer Depot Von Albrecht Schmidt FRANKFURT. Kyrill war auch im Bockenheimer Depot in Frankfurt zu Gast und machte sich im heulendem Pfeifen der Windmaschine bemerkbar, um die stürmische See und die Strandung des Argonautenschiffes in der Neuinszenierung von Francesco Cavallis Oper „Giasone" zu illustrieren. Der Monteverdi-Schüler Cavalli ist im Opernrepertoire unverdientermaßen unterrepräsentiert, und die grandiose Frankfurter Produktion von „Giasone" zeigt, dass es unter den 37 Opern Cavallis, der in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts zu den bedeutendsten Opernkomponisten seiner Zeit zählte, noch vieles zu entdecken gibt. Bereits 2004 hatte Anouk Nicklisch „Giasone" (uraufgeführt in der Karnevalszeit 1649 in Venedig) für das Stadttheater Klagenfurt inszeniert. Die Übernahme und Neubearbeitung der Produktion für die Frankfurter Oper wurde überschattet durch Nicklischs plötzlichen Tod im vergangenen Dezember – just zu Beginn der Probenarbeiten. Der Bühnenbildner Roland Aeschlimann, die Choreografin Andrea K. Schlehwein und die Kostümbildnerin Andrea Aeschlimann konnten den Frankfurter „Giasone" im Bockenheimer Depot mit Hilfe der Klagenfurter Videoaufzeichnung neu einstudieren. Das Ergebnis: über dreieinhalb Stunden lebendiges, spannungsreiches, außerordentlich prachtvolles Musiktheater. Mit kräftigen Karnevalsturbulenzen und Travestie-Winden pusten Cavalli und sein Librettist Andrea Cicognini den Tragödien-Staub aus der der griechischen Mythologie entlehnten Geschichte um Jason. Gott Amor verhindert Mord und Totschlag und zaubert, Historie und Mythologie frech über den Haufen werfend, am Ende operettenhaft zwei glückliche Paare aus dem Zylinderhut. Für die köstliche Mischung aus Opera seria und Schelmenstück steht ein ideales Bühnenbild zur Verfügung: ein kreiselnder Würfel mit unterschiedlich gestalteten Seiten, die sich öffnen wie die Rampe einer Fähre. In ständiger Bewegung sind auch die Protagonisten – eine bunte Gesellschaft von Göttern, karikiert mit Schwellköpfen wie beim Mainzer Fasching, und Menschen aus Fleisch und Blut. Die Personenzeichnung lässt Mozartsche Typen durchschimmern. Giasone (mit durchschlagkräftigem Countertenor: Nicola Marchesini) ist, ähnlich wie Don Giovanni, weniger Held und Hauptfigur als vielmehr Auslöser der Leidenschaften seiner Wegbegleiter Die Regie räumt den musikalischen Affekten großen Raum ein, und Andrea Marcon, vom Cembalo aus dirigierend und die episodenhaften Musiknummern zügig aneinander knüpfend, setzt Cavallis Opernsprache mit ihrer typischen Flexibilität des Wort-Ton-Verhältnisses und des fließenden Überganges von Rezitativen und Arioso-Abschnitten glanzvoll um. Mit einem umfangreichen Continuo-Apparat (zwei Cembali, Orgel, Cello, Kontrabass, zwei Barocklauten), Violinen, Zinken und Blockflöten hat Marcon für eine äußerst farbige Instrumentierung gesorgt. Die Premierenbesucher, bestens versorgt durch deutsche Übertitelung des geistreichen bis frivolen Textes, waren begeistert von der im italienischen Original gesungenen Aufführung. |
Die Liebe ist eine Himmelsmacht Kritik von Midou Grossmann Bei den Göttern scheint ziemliches Chaos zu herrschen, denn, bis am Ende zwei mehr oder minder glückliche Paare ein Lob auf die Liebe singen können, geht es höchst turbulent zu. Allerdings hatte ‚Giasone’ auch als Karnevalsoper am 5. Januar 1648 (andere Quellen nennen 1649) in Venedig Premiere und das Publikum verlangte in dieser ‚5. Jahreszeit’ eben nach Fröhlichkeit. Damals war es modern, mythologische Hintergründe als Rahmenhandlung zu benutzen, um eine Art Parodie der menschlichen Schwächen und erotischen Gelüste in Szene setzen zu können. Giasone, das ist der auf Liebespfaden wandelnde Jason. Mit Medea verbringt er ein Jahr lang die Nächte, ohne zu wissen, wer sie ist. Vielleicht interessiert er sich auch nur für das Goldene Vlies, das er letztendlich mit ihrer Hilfe rauben kann. In dieser Zeit vergisst er die Königin Isifile, mit er zuvor verbandelt war. Mit beiden Damen hat er zudem noch Zwillinge gezeugt und unter den Göttern gibt es nun einen Streit darüber, welche Frau der schöne Jason heiraten soll. Die verschiedensten Spielarten der sinnlichen Begierden und Liebe werden durchexerziert, dabei ergibt sich ein ironisierendes Sittenbild barocker Lebenslust. Die Oper Frankfurt, die Aufführung fand im Bockenheimer Depot statt, hat eine eigene musikalische Revision präsentiert, die zusammen mit dem Barockexperten Andrea Marcon erarbeitet wurde. Der Venezianer leitet auch die Aufführung vom Cembalo aus souverän und mit viel Gefühl. Cavallis außerordentlich dichtes und vielschichtiges Klangbild überrascht, denn es erklingt eine Musiksprache, die mehr an Mozart erinnert als an seinen Lehrer Monteverdi. Keine musikalischen Längen sind während der dreistündigen Aufführung zu vermerken, auch die szenische Seite präsentiert sich äußerst gelungen. Die Regisseurin Anouk Nicklisch verstarb völlig unerwartet kurz bevor die Proben in Frankfurt beginnen sollten. Cavallis ‚Giasone’ inszenierte sie bereits 2004 am Stadttheater Klagenfurt. In Frankfurt wurde das Werk nun in einer bearbeiteten Fassung von den Mitgliedern des Produktionsteams um Anouk Nicklisch sehr sorgfältig einstudiert, im Besonderen sind Andrea K. Schlehwein und Roland Aeschlimann zu nennen. Letzterer ist auch für das Bühnenbild verantwortlich, das viel zum Erfolg dieser Produktion beigetragen hat. Die ästhetischen, klaren Bühnenräume, die zusammen mit einer homogenen, vielschichtigen Lichtregie (Matthais Paul und Roland Aeschlimann) die Handlung mit passenden Symbolen begleiten, schildern, trotz aller Abstraktionen, die Seelenzustände der Akteure der Handlung auf den Punkt genau. Auch die fantasievollen Kostüme von Andrea Aeschlimann runden das positive Bild dieser absolut stimmigen Inszenierung ab. Last but not least, nun zu den Sängern: Jede Partie ist hervorragend besetzt, gesungen wird auf einem Niveau, wie es heute nicht allzu oft so homogen zu erleben ist. Cavalli, der selbst auch Sänger war, verstand es zudem bestens, die Arien sehr effektvoll in die Kehlen der Sänger zu komponieren, doch so rund und natürlich, wie es in Frankfurt zu erleben ist, erklingt Barockmusik nicht immer. Nicola Marchesini in der Titelpartie, beweist seine absolute Meisterschaft als Countertenor, mit einer kraftvollen und farbenreichen Stimme, die auch in der Höhenlage überzeugen kann. Stella Grigorian porträtiert mit ihrem ausdrucksintensiven Mezzosopran eine selbstbewusste Medea und zeigt zudem noch schauspielerisch eine starke Präsenz. Doch auch der vom Liebesleid zutiefst bekümmerten Juanita Leascarro, in der Rolle der betrogenen Königin Isifile, gelingt es immer wieder gesangliche Höhepunkte zu setzen; mit ihrem flexiblen und leicht geführten Sopran, sendet sie herzerweichende Gebete gen Himmel, die dann auch erhört werden. Ohne Fehl und Tadel Elin Rombo (Alinda/Amor), guter Stimmsitz und Wärme zeichnen ihren Sopran aus. In der Rolle der Delfa, Medeas liebestoller Amme, hat der Countertenor Martin Wölfel ein ‚Heimspiel’, die Rolle scheint ihm auf den Leib geschrieben zu sein. Dieses hochkarätige Ensemble wird bestens ergänzt von Soon-Won Kang (Herkules/Jupiter), Florian Plock (Orest), Jussi Myllis (Egeo/Sole) und Christian Dietz, der als stotternder Demo das Publikum schnell für sich gewinnen kann. Selbst 350 Jahre nach der Uraufführung erweist sich Cavallis Werk noch immer als enorm bühnentauglich, ja sogar als aktuell. Aus musikalischer Sicht ist ‚Giosone’ eigenständig und originell, mit einer überraschenden Tiefe und einer kompakten Handlung, die so nicht immer in der Barockmusik zu erleben ist. |
Frankfurt/Main Bockenheimer DepotFrancesco Cavalli IL GIASONE Wie in Monteverdis Odysseus-Oper "Il ritorno d'Ulisse" kommt auch in dieser Mythenoper des Venzianers Francesco Cavalli eine Vorgeschichte im Olymp zum Tregen: Apollo und Eros (in Frankfurt mit grossen steinern wirkenden Gesichtsmasken) diskutieren und streiten sich, ob der Argonautenführer Jason Medea aus Kolchis oder seine frühere griechische Braut Isifile heiraten soll. Apollo votiert für seine Urenkelin Medea, Eros (Amor) für Isifile und behält in der Opernversion von Cavalli die Oberhand, obwohl Jason eindeutig 'verliebter' in Medea ist. (Beide haben übrigens Zwillinge von ihm, die sie als putzige Requisiten oft im Arm halten.) Diese drei Akte lange Barockoper, deren tragikomisches Libretto für die Venediger Karnevals-Saison 1648/49 von Andra Cicogni verfasst wurde, serviert die FO auf seiner Experimentierbühne im Bockenheimer Depot. Neben den in eine Eifersuchtstragödie einmündenden Hauptstrang der Oper kommen in Nebenhandlungen auch die Dienerpersonen zu Wort, besonders der Stotterer Demo (der äussert hübsch singende und witzig mit einem Riesenherz agierende Tenor Christian Dietz), der für seinen Herrn und Ex-Geliebten der Medea, Egeo, zu Gange ist. Auf der anderen Seite hält sich Medea eine Amme Delfa (der süffisante Countertenor Martin Wölfel), die sich nach jugendlicher Liebe sehnt und in dem für Isifile spionierenden Orest (dem versatilen Bariton Florian Plock) schliesslich noch ein geeignetes Objekt findet. Die Musik Cavallis bewegt sich über die 3 Akte auf gleichmässig hohem Niveau, wobei sie zwar nicht die barocke Wucht eines Monteverdis oder Händels erreicht, aber für das tragikomische Genre zu angemessenem und intelligent zugespitztem Sound findet. Andrea Marcon, der vom Cembalo aus die musikalischen Fäden in der Hand hält, ist ihr Anwalt und hat unter sich ein etwa 15köpfiges Ensemble, das in filigranem Spiel bläst, streicht und in die Saiten greift. Nach der Klagenfurter Inszenierung der in Frankfurt öfter Regie führenden, unlängst tragisch verstorbenen Anouk Niklisch haben Andrea K.Schlehwein und und der Bühnenbildner Roland Aeschlimann ein bewegtes Spiel entfesselt, das die verschiedenen Charaktere plastisch aufeinander bezieht. Einen grossen weissen Holzwürfel mit variablen Öffnungen hat Aeschlimann gebaut, dessen Hauptelement ein Kreissegment scheint, dessen einzelne Ringe völlig und total chaotisch ineinander verschlungen werden können. Giasone ist Nicola Marchesini, der mit gesättigtem und sehr wohlklingenden Countertenor in verschiedenen Arien seine Wirkung auf die Frauen austestet und mit dem eroberten Vlies (Fell), das er sich um den Oberkörper drapiert, sich in quasi göttliche Gefilde entschweben sieht. Stella Grigorian ist als Medea im blutrot antik geworfenem Kleid (Andrea Aeschlimann) ein glutvoll überzeugender Mezzo. Sie lässt sich vom ihr hinterher reisenden Egeo (Jussi Myllys mit tenoraler Emphase) erst wieder zurückgewinnen, als er sie aus dem Meer rettet, in das sie Herkules in Ausführung eines Befehls Jasons geworfen hat. Dieser wird, vermummt wie ein Hockeytorhüter, von Soon-Won Kang mit angenehm timbiertem Bass gegeben. Die Isifile ist recht hoheitsvoll und mit einnehmend phrasierendem Sopran Juanita Lascarro gezeichnet; als Verbannte mit einfacher weisser Tunika auch diesbezgl. ein starker Kontrast zu Medea. Einen netten perlend singenden Amor gibt Elin Rombo. Friedeon Rosén |
Karnevaleske Intrigen Von Andreas Hauff
Mit Schwellkopf und Steckenpferd präsentiert sich der Sonnengott Apollo (Jussi Myllys) auf der Bühne des Bockenheimer Depots. Tatsächlich ist Francesco Cavallis Giasone, am 5. Januar 1648 oder 1649 in Venedig uraufgeführt und danach 40 Jahre lang an italienischen Bühnen präsent, eine ziemlich freche Karnevalsoper. Cavalli und sein Librettist Giacinto Andrea Cicognini gehen mit antiken Mythen so respektlos um wie später Jacques Offenbach. Auch bei Cavalli und Cicognini erobert Jason (in Frankfurt der Countertenor Nicola Marchesini)das Goldene Vlies und das Herz der Königstochter Medea (Stella Grigorian), doch muss man den zaudernden Frauenhelden erst zum Kampf drängen. Und gegen Apollos Willen verliert er am Ende Medea und muss sich auf der Insel Jolkos mit der Königstochter Hypsipyle (Juanita Lascarro) zufriedengeben, die er zuvor geliebt, geschwängert und verlassen hatte. Die Abweichung vom Mythos betreibt der Liebesgott Amor. Und so lässt Göttervater Jupiter Jason und Medea genau vor Jolkos Schiffbruch erleiden. Beide treffen auf Hypsipyle und es kommt zu einer giftig-komischen Eifersuchtsszene – erstaunlich ähnlich der in Weills und Brechts „Dreigroschenoper" von 1928. Cavalli und Cicognini entwickelten eine spannende Intrige. Jason stellt der zornigen Ex-Geliebten eine Falle und beauftragt Herkules (Soon-Won Kang), sie heimlich ins Meer zu erwerfen. Doch der erwischt statt Hypsipyle die neugierige Medea. Diese wird jedoch von ihrem verlassenen Verlobten Ägeus aus dem Wasser gezogen und wendet sich ihm wieder zu. Inzwischen fliegt der Plan auf, und Hypsipyle gewinnt den blamierten Jason zurück, indem sie ihn eindringlich an die gemeinsamen Zwillinge erinnert. In „Giasone" findet sich eine breite Spanne zwischen Tragödie und Komödie, zwischen aristokratischer Haltung und plebejischem Witz. Für Letzteren sorgen insbesondere die Dienerfiguren: Medeas Amme Delfa (Countertenor Martin Wölfel), Hypsipyles Untergebener Orest (Florian Plock) und Ägeus’ buckliger Diener Demo (darstellerisch besonders virtuos: Christian Dietz). Die Musik lebt von einer subtilen Mischung aus Rezitativen in freier Deklamation und ausdrucksvollen ariosen Einschüben. Im Arrangement des musikalischen Leiters Andrea Marcon werden die Rezitative nur von der Continuo-Gruppe begleitet. In den instrumentalen Zwischenspielen, teilweise entlehnt bei Cavallis deutschem Schüler Johann Rosenmüller, treten je zwei Violinen, Bratschen, Blockflöten und Zinken sowie Schlagwerk hinzu. Wie psychologisch genau Cavalli denkt, zeigt sich beim Stotterer Demo: Er verhaspelt sich in den Rezitativen, aber nie beim „richtigen" Singen. Zugleich gibt er Anlass zu intertextuellen Anspielungen, die die Handlung sprengen. Als er auf „sol mi" hängenbleibt, antwortet Orest ihm mit den damals gängigen Solmisationssilben „fa re", und auf den Aussetzer „la bel" stimmen beide spontan den Schlager „La bella traditrice" an. Feinheiten wie diese würden untergehen, hätte Anouk Nicklisch nicht das Libretto sorgfältig übersetzt und auf in Inhalt und Tendenz genaue Übertitel geachtet. Die gewissenhafte Auseinandersetzung mit Text und Musik war eine der Tugenden der Regisseurin, die wenige Tage vor Probenbeginn mit nur 47 Jahren plötzlich an einer Sepsis starb. Bühnenbildner Roland Aeschlimann und die Regisseurin Andrea K. Schlehwein übernahmen es, die Produktion nach dem Vorbild von Nicklischs Klagenfurter Inszenierung von 2004 herauszubringen. „Unserem Haus", schreibt Frankfurts Opernintendant Bernd Loebe im Programmheft zum Andenken, „hätte ihre Nachdenklichkeit, ihr Streben nach Form und Disziplin gutgetan. Aus ihrem zunächst kühlen, analytischen Blick auf Werke, Konzepte und Figuren wären hochemotionale Abende entstanden". Andrea Marcon hält fest: „Als ganzes Team war es unser größtes Anliegen, der dramaturgischen Vision Anouks ein lebendiges Denkmal zu setzen."
|
Giasone e il gioco degli dei Calorosa accoglienza da parte del pubblico del riuscito spettacolo che l'Oper Frankfurt ha messo in scena al Bockenheimer Depot. Originariamente concepita per Klagenfurt, la produzione vista a Francoforte poteva contare sulla revisione di Andrea Marcon, che ha anche diretto l'opera. Buona la compagnia di canto, in gran parte formata da membri dell'ensemble locale.
Con il "Giasone" andato in scena nello spazio industriale del Bockenheimer Depot, l'Oper Frankfurt dà il suo contributo alla rinascita del teatro musicale di Cavalli. Pur nascendo da una produzione dallo Stadttheater Klagenfurt, l'allestimento di Francoforte si può a buon titolo considerare una novità, potendo contare su una nuova versione musicale curata da Andrea Marcon, che ha obbligato a rivedere almeno in parte la concezione originale della regista Anouk Nicklish, scomparsa pochi giorni prima dall'inizio delle prove. Intatta rispetto alla produzione originale era la scenografia di Roland Aeschlimann: un cubo che suggeriva i numerosi ambienti grazie alle psichedeliche luci dello stesso Aeschlimann e di Matthias Paul, ed il cui movimento disegnava l'universo dei personaggi del dramma di Cicognini. Una sorta di Wunderkammer di dei capricciosi per i loro giochi con i destini degli umani e con le orbite delle loro esistenze. Del tutto convincente la realizzazione musicale affidata, come detto, alle cure dell'esperto Marcon. Ben assecondato da un gruppo di dodici strumentisti della Frankfurter Museumorchester, Marcon combina mirabilmente rigore stilistico e ricchezza coloristica, perfetta nel rendere la complessa tavolozza di umori e la varietà di registri della musica di Cavalli. Da elogiare in blocco anche la compagnia di canto, in gran parte formata da membri dell'ensemble locale, non specialisti di vocalità barocca. Spiccavano le due primedonne rivali Stella Grigorian come Medea e Juanita Lascarro come Isifile. Un po' diseguale la prova di Nicola Marchesini come Giasone, mentre piuttosto efficaci sia scenicamente che vocalmente sono risultati i numerosi ruoli minori. Lo spettacolo ha riscosso un successo caloroso da parte del numeroso pubblico presente alla prima. Stefano Nardelli |