WIESBADENER KURIER
03.04.2007

Gesten an der Rampe statt Regie
Staatstheater Darmstadt: John Dews Inszenierung von Richard Wagners "Fliegendem Holländer"

Von Axel Zibulski


Relative Lichtgestalt in Sachen Wagner-Gesang: Ralf Lukas in der Titelrolle.
Phtoto: Aumüller

DARMSTADT "Kinder, schafft Neues": Diese Richard Wagner zugeschriebene Aufforderung scheint an John Dew jetzt relativ spurlos vorbeigegangen zu sein. Der Intendant des Staatstheaters Darmstadt hat nämlich keineswegs etwas Neues auf die Bühne seines Hauses gebracht, als er nun Wagners "Fliegenden Holländer" inszenierte. Vielmehr handelt es sich dabei um eine bildgleiche Kopie von Dews Regie, die er vor drei Jahren für das Staatstheaters Saarbrücken erarbeitet hat. Einen entsprechenden Hinweis sucht man im Monatsspielplan oder an zentraler Stelle des Programmhefts allerdings vergebens - eine Unlauterkeit, wie sie in Darmstadt unter Dews Intendanz keineswegs zum ersten Mal vorkommt.

Ein besonderes Ärgernis ist diese zur Darmstädter Dublette gewordene Inszenierung aber auch, weil dieser "Holländer" auf weiten Strecken durch die Abwesenheit von kreativer Regie gekennzeichnet ist. So etwas wie den kahlen Frachtraum eines Schiffes hat Bühnenbildner Thomas Gruber auf der weit offenen Bühne errichtet, in den sich zum Auftritt des Holländers eine lange Treppe absenkt. Im dunkelroten Gewand (Kostüme: José Manuel Vázquez) schreitet sie Ralf Lukas ab; Lukas, der dem Wiesbadener Publikum derzeit als Wotan in Dews "Ring"-Inszenierung vertraut ist, wirkt in Darmstadt schon in seinem Eröffnungs-Monolog als relative Lichtgestalt in Sachen Wagner-Gesang: Perfekt und wortverständlich artikuliert er, steuert nachtschwarz-dämonische Tiefen bei, die bei der Darmstädter Senta auf ein vokal weit weniger glanzvolles Echo treffen: Yamina Maamar singt diese Hauptpartie mit bisweilen ungenau in die Höhe ausschlagender Intonation und selbst in der Mittellage zu schmal und monochrom.

Szenisch passiert eben kaum etwas: Die Sänger ersetzen meist nah an der Rampe mit nichtssagenden Gesten die Regie; selbst in der Szene von Senta und Holländer am Ende des zweiten Aufzugs stehen beide erst weit nebeneinander, dann hintereinander - mehr ist Dew für diese zentrale Szene tatsächlich nicht eingefallen. Und wenn doch einmal Ansätze von Personenführung erkennbar sind, können diese recht unbeholfen aussehen; das gilt für den vom Chor getanzte Ringelreigen ebenso wie für den finalen Freitod Sentas, die sich hier mit einem Messer ersticht.

Einschränkungen der Homogenität muss man nicht nur seitens des um den Extra-Chor erweiterten Herrenchors, sondern auch vom Orchester in Kauf nehmen. Unsauber spielende Hörner, knallende Pauken, wenig wandlungsfähige Streicher: Unter der Leitung von Lukas Beikircher bleibt das Orchester des Staatstheaters deutlich unter seinen Möglichkeiten und erstaunlich fern von der Qualität jener Interpretationen, die man gerade im romantischen Repertoire von Generalmusikdirektor Stefan Blunier gewohnt ist. Zuverlässig sind immerhin die Partien des Erik (Zurab Zurabishvili) sowie des geschmeidig von Dimitry Ivashchenko gesungenen Daland besetzt; als Steuermann bleibt Tenor Markus Durst leider gezwungen, aus der Tiefe des Bühnenbildes stark zu forcieren. "Bravo"-Rufe für die Sänger, überwiegend "Buhs" für die Regie.

 

OFFENBACH POST
6. April 2007

Wagners Helden an der Bühnenrampe gestrandet
Dews "Fliegender Holländer" am Staatstheater Darmstadt

"Kinder, schafft Neues": Die Richard Wagner zugeschriebene Aufforderung scheint an John Dew relativ spurlos vorbeigegangen zu sein. Der Intendant des Staatstheaters Darmstadt hat nämlich keineswegs etwas Neues auf die Bühne gebracht, als er nun Wagners "Fliegenden Holländer" inszenierte. Vielmehr handelt es sich um eine bildgleiche Kopie von Dews Regie, die er vor drei Jahren für das Staatstheater Saarbrücken erarbeitet hat. Einen entsprechenden Hinweis sucht man im Spielplan oder an zentraler Stelle des Programmhefts vergebens - eine Unlauterkeit, wie sie unter Dews Intendanz keineswegs erstmals vorkommt.

Ein besonderes Ärgernis ist die Dublette aber auch, weil dieser "Holländer" auf weiten Strecken durch die Abwesenheit von kreativer Regie gekennzeichnet ist. So etwas wie den kahlen Frachtraum eines Schiffes hat Thomas Gruber auf der weit offenen Bühne errichtet, in den sich zum Auftritt des Holländers eine Treppe absenkt. Im dunkelroten Gewand (Kostüme: José Manuel Vázquez) schreitet sie Ralf Lukas ab, der schon in seinem Eröffnungs-Monolog als relative Lichtgestalt in Sachen Wagner-Gesang wirkt: Perfekt und wortverständlich artikuliert er, steuert nachtschwarz-dämonische Tiefen bei, die bei der Darmstädter Senta auf ein vokal weit weniger glanzvolles Echo treffen: Yamina Maamar singt die Hauptpartie mit bisweilen ungenau in die Höhe ausschlagender Intonation und selbst in der Mittellage zu schmal und monochrom.

Szenisch passiert kaum etwas: Die Sänger ersetzen meist nah an der Rampe mit nichts sagenden Gesten die Regie; selbst in der Szene von Senta und Holländer am Ende des zweiten Aufzugs stehen beide erst weit nebeneinander, dann hintereinander - mehr ist Dew für diese zentrale Szene nicht eingefallen. Und wenn doch einmal Ansätze von Personenführung erkennbar sind, können diese recht unbeholfen aussehen; das gilt für den vom Chor getanzten Ringelreihen ebenso wie für den finalen Freitod Sentas, die sich hier mit einem Messer ersticht.

Einschränkungen der Homogenität muss man nicht nur seitens des um den Extra-Chor erweiterten Herrenchors, sondern auch vom Orchester in Kauf nehmen. Unsauber spielende Hörner, knallende Pauken, wenig wandlungsfähige Streicher: Unter der Leitung von Lukas Beikircher bleibt das Orchester des Staatstheaters deutlich unter seinen Möglichkeiten und erstaunlich fern von der Qualität jener Interpretationen, die man gerade im romantischen Repertoire von Stefan Blunier gewohnt ist. Zuverlässig sind immerhin die Partien des Erik (Zurab Zurabishvili) sowie des geschmeidig von Dimitry Ivashchenko gesungenen Daland besetzt; als Steuermann bleibt Tenor Markus Durst leider gezwungen, aus der Tiefe des Bühnenbildes stark zu forcieren. "Bravo"-Rufe für die Sänger, überwiegend "Buhs" für die Regie.

AXEL ZIBULSKI

 

Darmstaedter Echo
2.4.2007

Superman ist wieder da
Musiktheater: John Dew inszeniert Richard Wagners „Fliegenden Holländer" im Staatstheater Darmstadt

Von Heinz Zietsch

DARMSTADT. Oper müsse der Welt ein Zauberspiel vorsetzen, meinte der in den zwanziger Jahren einflussreiche Komponist Ferruccio Busoni. Und es scheint so, als hätte sich der Darmstädter Intendant John Dew in seiner Inszenierung des „Fliegenden Holländer" im Großen Haus des Staatstheaters Darmstadt dieser Forderung wieder erinnert: Er betrachtet Richard Wagners Stück als eine romantische Oper, als ein modernes Märchen und mischt darin Fantasy und Science Fiction. Wie aus einem Raumgleiter senkt sich eine gewaltige Treppe in den von Thomas Gruber ausgestatten Raum, der mit seinen Luken und Seilen einer Schiffswerft gleicht. Der Holländer steigt herab. Vom Kostümbildner José Manuel Vázquez ganz in Rot gekleidet, gleicht er eher Superman. Er ist plötzlich da, wie ein Gespenst aus einer anderen Welt, innerlich ein Zerrissener, ein Schmerzensmann, der nicht sterben kann, bis er die Frau seines Lebens gefunden hat, ihm treu ergeben bis in den Tod. Senta ist solch eine junge Frau, die noch Visionen, die offenbar noch Träume hat: vom Holländer und wie sie ihn denn erlösen kann. Wenn dieser dann tatsächlich in ihr Leben tritt, dann muss sie diese Tatsache erst einmal verkraften, ehe sie sich ihm ergeben zuwendet.

So einfach und unverstellt ist Dews Sicht auf den Holländer, dessen Schicksal sich bei der Premiere am Samstagabend in gut zweieinviertel pausenlosen Stunden abspielt – ein Märchenspiel mit einer gehörigen Portion Schauer-Romantik, die in Wagners Urfassung, worauf sich die Darmstädter Version vorwiegend stützt, bereits angelegt ist. Dennoch erntet Dew bei seinem Erscheinen Buhs. Vielleicht vermissen einige Opernbesucher Dews einstigen Biss und werfen ihm heute nur noch Gefälligkeit vor. Trotz des wuchtigen Bühnenbilds, das leicht verwandelbar ist, wirkt vieles in dieser Inszenierung eher gediegen-gefällig, vor allem hinsichtlich der famosen Lichtregie, die immer wieder neue Effekte, Lichteinfälle und schaurig-schöne Farbenspiele beisteuert, sobald der Holländer in das Geschehen eingreift. Fast schon geschmäcklerisch und kunsthandwerklich die gespenstisch wehenden weißroten Fahnen durch den Treppenschacht zur Schauerromantik, die die Musik entfacht kurz vor dem Verschwinden des Helden. Seltsam wenig anzufangen weiß Dew mit dem Spinnerlied der Mädchen, das er mehr zitiert als inszeniert. Schade bei einem von André Weiss derart perfekt einstudierten Opernchor (mitsamt Extrachor), der sich aber in den anderen Chorszenen weitaus bewegungsfreudiger zeigt.

Dews Inszenierung wirkt beschaulich, augengefällig und klassisch ausgewogen, fast schon ein wenig zu distanziert. Und offenbar hat er die jetzige Darmstädter Inszenierung kaum anders angelegt als seine Saarbrücker Produktion mit derselben Ausstattung, wie man den Kritiken vom März 2004 entnehmen kann. In Darmstadt erinnert man sich jedoch einer anderen Sicht auf das Stück: Im Februar 1995 gab der damals neue Generalmusikdirektor Marc Albrecht seinen Einstand als Operndirigent, und Michael Simon legte ein zwar genialisches, aber manchmal arg gewaltsames und actionreiches Regiekonzept vor. Albrecht setzte die Musik gleichsam unter einen großen Spannungsbogen. Jetzt sorgte Lukas Beikircher, koordinierter Erste Kapellmeister am Staatstheater, zwar für viel Spannung im Einzelnen, doch den großen Bogen vermochte er nicht zu spannen. Stattdessen dirigierte er sehr detailbewusst, dynamisch äußerst kontrastreich, weshalb nicht immer der Kontakt zwischen Bühne und Orchestergraben reibungslos vonstatten ging.

Großartig waren die Gesangspartien besetzt. Vor allem Yamina Maamar glänzte in ihren lyrischen wie in ihren mächtig gesteigerten dramatischen Ausbrüchen. Selbst die eher lyrisch begonnene Ballade wusste sie immer zupackender zu gestalten. Wunderbar, wie sie ihrem Hin- und Hergerissensein stimmlich Ausdruck verlieh. Mit ihrer Klangfülle sang sie ihren Partner, Ralf Lukas als Holländer, förmlich an die Wand, der seinen Part eher behutsam anging, niedergedrückt von der Last, durch die Weltmeere zu irren. Sehr natürlich, stets musik- wie textbetont singend, gestaltete der äußerst gewiefte Dimitry Ivashchenko den Daland. Während Zurab Zurabishvili den Erik mit jugendlichem Belcanto-Elan versah. Mit beweglichem Tenor verlieh Markus Durst dem Steuermann Profil, und Elisabeth Hornung stattete die Mary mit einem wohltönenden Alt aus.

Jedenfalls ist es nicht übertrieben, diese Darmstädter „Holländer"-Inszenierung auch als ein umjubeltes Fest der Stimmen zu bezeichnen.

 

Frankfurter Rundschau
6. April 2007

Alles ist besser als solche karge Wand
In Darmstadt kann der "Fliegende Holländer" Senta nun aus einem arg eingeschränkten Leben im Frachtraum befreien
VON ANNETTE BECKER

Eng ist sie, die Welt der Seeleute und der Spinnmägde. So eng, dass John Dew sie für seine Inszenierung von Richard Wagners Der fliegende Holländer am Staatstheater Darmstadt - wie bereits vor drei Jahren am Saarländischen Staatstheater Saarbrücken - komplett in den Frachtraum eines modernen Hochleistungsschiffes verlegt, dorthin, wo sonst Container und Autos stehen und Fernsehkommissare Verbrecher jagen.

Das verlangt der Fantasie einiges ab, etwa wenn trotzdem fleißig an Segeltauen gezogen wird. Aber schließlich kennt jeder die Mär vom verfluchten Holländerkapitän. Und außerdem lässt sich mit diesem nicht von ungefähr an ein Gefängnis erinnernden Interieur (Bühnenbild: Thomas Gruber) hübsch plakativ zeigen, dass der unheimliche Kapitän für Senta auch ein Freiheitsversprechen darstellt. Er nämlich ist der einzige, der die Grenzen dieser geschlossenen Welt überschreitet, so dass der Blick nach draußen möglich ist. Dort sieht man zwar auch nur die finstere Nacht oder die berühmten blutroten Segel. Doch selbst das verheißt mehr als die kargen Wände.

Wer erlöst hier wen?

Man könnte sogar kurzzeitig versucht sein zu fragen: Wer erlöst hier wen? Denn der Holländer erscheint bei Dew im blutroten Edelgewand eines Fantasieherrschers von einem anderen Stern, bringt Glanz, Farbe und Illusionen in die graumausige, nur an Materiellem interessierte Welt der Sterblichen, in der das Ölzeug der Seeleute so stumpf aussieht wie die uniformen Kleider der auf Leistung getrimmten Spinnerinnen. Malerisch breitet er sich mit ausgestreckten Armen auf seiner eigens für ihn in den Raum herabgesenkten Showtreppe aus, wie ein gewisser Gekreuzigter göttlicher Abkunft, der im christlichen Glauben Opfer und Erlöser zugleich ist.

Das mag jahreszeitlich passend sein. Aber es passt nicht zu den klobigen schwarzen Absätzen der ebenfalls blutroten Schuhe, die von hinten aussehen wie die Hufe von jemandem, mit dem man sich besser nicht einlassen sollte. Und am Ende entschwebt niemand verklärt. Sollte jemand befreit oder gar erlöst worden sein, subjektiv oder objektiv, sehen wir es nicht.

Trotz alledem wirkt die Inszenierung über weite Strecken konventionell bis statisch. Vielleicht soll sie das ja auch, zwecks Illustration des engen Milieus, das nur imaginäre oder tödliche Auswege kennt. So oder so, zweieinhalb Stunden ohne Pause werden da leicht zäh, trotz der herausragenden sängerischen Leistungen von Yamina Maamar als Senta, Dimitry Ivashchenko als Daland und Ralf Lukas als Holländer sowie Zurab Zurabishvili als Erik, Elisabeth Hornung als Mary und Markus Durst als Steuermann. Selbst das Orchester des Staatstheaters unter der Leitung von Lukas Beikircher behielt seinen anfänglichen Elan nicht durchgängig bei. In ausgezeichneter Form präsentierten sich dagegen Chor und Extrachor des Staatstheaters, einstudiert von André Weiss.

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Dokument erstellt am 04.04.2007 um 16:32:02 Uhr
Erscheinungsdatum 05.04.2007

 

Frankfurter Neue Presse
02.04.2007

Ewig auf der Flucht
Richard Wagners „Der fliegende Holländer" feierte im Staatstheater Darmstadt eine umjubelte Premiere.

Von Claudia Arthen

„Gutes Rädchen, summ’ und brumm", „Hussahe" und „Jägerglück": Es lässt sich wohl kaum bestreiten, das Wagners „Holländer" für unsere heutigen Ohren so seine Biederkeiten hat. Um Peinlichkeiten und unfreiwillig Komisches zu umschiffen, braucht man eine unbiedere, überzeugende und unmittelbar ansprechende Darbietung. Das ist John Dew mit seiner Interpretation der 1843 uraufgeführten Sage vom verdammten, ewig über die Meere schippernden Holländer gelungen. Der Darmstädter Intendant stützt sich auf die Urfassung, die noch nicht den musikalischen Erlösungsschluss kennt, sondern eher abrupt mit Sentas Freitod endet. Dew legt das Stück nicht als Märchen oder als Psychodrama aus, er lässt es als eine „romantische Oper" spielen, als ein Stück seiner Zeit und als eine Reaktion auf die Aufklärung. Darin ist der Holländer keinesfalls ein verzweifelter, sondern ein selbstbewusster Titelheld, der sein Schicksal mit herrischer Attitüde erträgt. Und Senta ist keine Närrin oder Hysterikerin, sie ist eine leidenschaftliche und einsame junge Frau in einer engen und geistig platten Umwelt, die nur zu gern dazu bereit ist, den Holländer durch ihre Liebe von seinem Fluch zu erlösen.

Thomas Gruber hat die Bühne als einen großen Kasten gestaltet, der nur zwei Zugänge hat und an das Innere eines Frachters erinnert. Gelegentlich gleitet von oben eine mobile Treppe herab, die nur vom Holländer benutzt wird und sein Schiff symbolisiert. Leider hat der erste Auftritt des Holländers über ebendiese Treppe einen akustischen Nachteil: Mit Ralf Lukas hat zwar ein ausstrahlungs- und stimmstarker Bassbariton die Partie übernommen, aber weil er seinen Monolog von der Treppe herunter singen muss, geht seine Stimme fast verloren. Aber nur anfangs, spätestens als Lukas an die Rampe tritt, wird klar, dass er über eine Stimme verfügt, die den Tonfall der Rolle ausgezeichnet trifft und für dämonische und Leidenstöne stets die richtige Färbung findet. Das gilt auch für Yamina Maamar, die sich stimmlich selbst im Orchesterforte durchsetzen kann und Sentas Ballade so spannend und intensiv gestaltet, dass man versteht, was die Mädchen aus der Spinnstube um sie herum fasziniert und bewegt. Begeisterung ruft Zurab Zurabishvilis hervor, dessen in waidmannsgrün gekleideter Erik tenoral prachtvoll und darstellerisch glaubwürdig ist. Dimitry Ivashchneko ist als Daland schauspielerisch stets präsent und engagiert und lässt auch in punkto Gesang keine Wünsche offen. Markus Durst und Elisabeth Hornung haben als Steuermann und Mary zwar nur kleine Rollen, die sie aber zuverlässig ausfüllten.

Fulminant trumpft der Chor des Staatstheaters auf, der exzellent von André Weiss vorbereitet wurde. Ob Spinnstuben-Szene oder Matrosengelage – die Frauen und Männer singen mit kraftvoller Fülle und dramatischer Agilität. Das Orchester unter der Leitung von Lukas Beikircher spielt leidenschaftlich und dabei doch präzise und stets kontrolliert.