Zwiespalt des Wettspiels Zwar sind die Zeiten, in denen Phileas Fogg in 80 Tagen die Erde umrundete, lange vorbei, doch hat sich das einst für eine britische Besonderheit gehaltene Wettwesen so ausgeweitet, dass die Ausgangswette in Mozarts Così fan tutte ungeahnt aktuell wirkt. Christof Loys Frankfurter Inszenierung eröffnete im März dieses Jahres neue Perspektiven auf Mozarts Dramma giocoso. Nun ist die Produktion an der Oper Frankfurt wieder zu sehen. Durch die blütenweiße Bühnenweite, den sparsamen Einsatz von Requisiten und das dominante Schwarz-Weiß der Kostüme – für die Verkleidungskostüme der Männer genügen Farben – richtet sich die Aufmerksamkeit des Publikums auf die subtilen Prozesse zwischen den Protagonisten. Was als Spiel beginnt, endet als Wirrwarr der Gefühle, der im Brio des Finales noch lange nicht geklärt ist. Die Wiederaufnahme bewahrt die Qualitäten der Premierenserie in hohem Maße. Bruchlos fügen sich die drei Debütanten in das lebhafte Spiel zwischen den manchmal so widerspenstigen Flügeltüren. Ein Vorzug von Loys Konzeption besteht im bewussten Auskosten leiser und sehr leiser dynamischer Werte. Daniel Behle lässt als Ferrando den Übergang in die Reprise seiner Arie „Un' aura amorosa" zum Ereignis werden. Fast noch eindrucksvoller gelingt dies Juanita Lascarro als Fiordiligi im Rondo „Per pietà". Vorteilhaft bringt Simon Bailey jugendliche Kraft und glanzvolle Helle in die Handlung, er steht der sängerischen und darstellerischen Agilität Michael Nagys als Guglielmo keineswegs nach. Souverän konnte Barbara Zechmeister als Despina ihre Erfahrung ins Spiel bringen. Bewunderung verdient das Geschick, mit der die Indisposition Jenny Carlstedts bewältigt wurde. Die Sängerin konnte die Dorabella spielen und die Rezitative singen, für Arien und Ensembles fand sie in Claudia Mahnke Verstärkung, die sich ihrem Stimmklang in der Gasse denkbar einfühlsam anglich. Zupass kam die Nachricht, dass Loy für seine Frankfurter Così vor wenigen Tagen den Deutschen Theaterpreis DER FAUST erhalten hat. Sie beflügelte auch Hartmut Keil und seine Musiker. GERHARD SCHROTH |
Die Liebe steckt voller Missgeschicke Von Matthias Gerhart Besonders herzlich wurde bei dieser Wiederaufnahme das Orchester in Empfang genommen. In Zeiten des Arbeitskampfes ist man als Opernfreund froh für jeden sorgsam agierenden Streicher, für jeden präzise intonierenden Bläser - von beiden hat das Museumsorchester ja reichlich. Christof Loys Inszenierung der beliebten Mozart-Oper bietet eine Konzentration auf das eigentliche Thema: Liebe und Partnerschaft, Treue und alle sich daraus entwickelnden Missgeschicke. Die Bühne ist kahl und leer, nichts soll von der Konzentration auf die eigentliche Materie ablenken. Zugleich sorgte Loy mit dieser Lösung dafür, dass die Handlung nicht im Klamauk versinkt. Die Wiederaufnahme der im März dieses Jahres erstmals gezeigten Inszenierung bot ein prachtvolles und homogenes Solistenensemble. Die beiden Schwestern Fiordiligi und Dorabella fanden mit Juanita Lascarro und Jenny Carlstedt überzeugend gegensätzliche Charaktere – Carlstedt war stimmlich etwas indisponiert und wurde im zweiten Akt bei den Arien von Claudia Mahnke ebenso souverän unterstützt. Auch die beiden Liebhaber Guglielmo und Ferrando erhielten tüchtige Darsteller: Michael Nagy und Daniel Behle erwiesen sich auf der Bühne nicht nur stimmlich quicklebendig. Barbara Zechmeister als Kammermädchen Despina sowie (erstmals) der mit seinem agilen Bariton sehr präsente Simon Bailey als Philosoph vervollständigten das ausgewogene Ensemble. Wie am Anfang bereits angedeutet, brachte das von Hartmut Keil schwungvoll geleitete Museumsorchester die spritzige und ironische Musik Mozarts wunderbar zum Ausdruck. |